treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

ABGESAGT  // AUSVERKAUFT: MASCHEK // MACHT // MERKEL

Sie taucht auf, wenn in der Dramaturgie eines Clips etwas aus dem Ruder zu laufen droht und jemand nach dem Rechten sehen muss. Und wenn Angela Merkel Sebastian Kurz gönnerhaft die Schulter tätschelt; wenn sie neben Putin oder Trump leidend das Gesicht verzieht – dann geschieht etwas Interessantes. Plötzlich hören wir nicht mehr Männer, die über eine Frau drüber reden. Sondern Männer, die aus einer Frau herausreden. Männer, die in die Haut einer Frau geschlüpft sind, und die Umgebung aus deren Perspektive betrachten. Mit Merkels Augen sehen wir plötzlich die geckenhaften Aufplusterungsrituale der Amtskollegen um sie herum, die Ödnis der immer gleichen Konferenzsäle. Wir spüren, wie seltsam es sich anfühlen muss, alle paar Tage im pastellfarbenen Hosenanzug eine Parade abzuschreiten, und stets die einzige Frau auf dem Gruppenfoto zu sein. Wir leiden mit Merkel mit, und freuen uns über die kleinen Fluchten in die Normalität, die sie manchmal heimlich entdeckt. (Sibylle Hamann)

Wer hierzulande klagt, es gäbe kein gutes politisches Kabarett mehr, hat wohl auf Maschek vergessen – abgesehen davon, dass solche Klagen meist aus dem Mund jener kommen, die gar nicht mehr ins Kabarett gehen. Bei Maschek stehen die Politiker stets im Mittelpunkt des „Drüberredens“, wie man die Kunstform der live synchronisierten Fernsehbilder nennen kann. Dass es nicht als politisches Kabarett durchgeht, wenn man sich einfach über politische Köpfe lustig macht, muss nicht extra betont werden. Doch Maschek schaffen beides: Politiker in Witzfiguren zu verwandeln und gleichzeitig gesellschaftspolitische Satire zu präsentieren.
In ihrem neuen Programm „Maschek Macht Merkel“ im Wiener Stadtsaal verneigen sich Peter Hörmanseder und Robert Stachel vor ihrer langjährigen Wegbegleiterin und Bilderlieferantin Angela Merkel. Ulrich Salamun, der früher das Maschek-Trio vervollständigte, lebt seit vielen Jahren in Nicaragua als Kaffeebauer und Honorarkonsul: Er kommt nur mehr zu Jubiläumsshows auf die heimischen Kleinkunstbühnen. Solche gab es dieses Jahr bereits, denn Maschek wurden 20 Jahre alt. Außerdem erhalten sie im November den Sonderpreis des Österreichischen Kabarettpreises, der ebenfalls seinen 20. Geburtstag feiert.
Bei so viel Party haben sich Maschek für das aktuelle Programm eine leichtere Aufgabe gestellt: Man nehme ein Best-of der bisherigen Clips und bastle daraus eine neue Geschichte. Das ist bei renommierten Kabarettisten eine beliebte Übung, auch Alfred Dorfer, Josef Hader, Thomas Maurer, und demnächst Martin Puntigam verweben ihre Werkschau in neues Gewand. Der Unterschied bei Maschek: Die Protagonisten altern nicht mit. Die Fernsehbilder einer Angela Merkel als Bundesministerin für Frauen und Jugend aus den 1990er-Jahren versetzen das Publikum wirklich in vergangene Zeiten – und berühren die Zuseher tiefer, ähnlich wie beim Durchblättern alter Familienalben.

Die Konzentration der Videoclips auf Angela Merkel geben dem Kabarettabend einen besonderen Spin: Die Beständigkeit der deutschen Kanzlerin macht umso deutlicher, wie kurzlebig in Österreich das Amt des Kanzlers oft ist. Schüssel, Gusenbauer, Faymann, Kern und Kurz tauchen an ihrer Seite auf, und Maschek kitzeln deren Eigenheiten so präzise heraus, dass ihnen die großen Lacher sicher sind. Als neue Story der alten Bilder gestalten Maschek in der ersten Hälfte eine „Merkel sucht den Traummann“-Serie, weil ihr Ehemann, „der alte Sauer“ nicht mehr zu Gipfeltreffen mitfahren will.

Starkes Statement für den Feminismus

Das Setting erlaubt ein Vorführen aller Arten von männlichem Macht- und Macho-Gehabe, wobei Maschek ein starkes Statement für den Feminismus setzen. Ihr Plädoyer gegen Mansplaining, Manspreading und die Verniedlichung der Weiblichkeit konkretisieren Hörmanseder und Stachel in der Zugabe, in der auch aktuelle Szenen von Schwarzenegger und Greta Thunberg verarbeitet werden. Die zwei Stunden Bühnenshow verfliegen im Nu, fast jeder Clip bringt ein neues lustiges, spannendes oder entlarvendes Thema: von Abhörskandalen bis zur Terrorismus-Bekämpfung. Maschek legt Merkel etwa eine neue Strategie zur Rettung der Welt in den Mund: „Überall, wo die Deutschen Krieg geführt haben, haben wir verbrannte Erde hinterlassen. Aber dort, wo wir als Touristen hinkommen, blüht das Leben.“ Doch wie bringt man jetzt Touristen nach Afghanistan? Deutschland schickt einfach Hartz IV- Empfänger – und Florian Silbereisen, um das Land zu retten. Großer Applaus für die satirischen Archivare der Weltgeschichte

 

Seit fast 20 Jahren kommentieren maschek das politische Zeitgeschehen mit ihren Fakes, drehen dabei den Wichtigen den Ton ab und reden drüber. Doch was tun, wenn Satire und politische Realiät nicht mehr zweifelsfrei unterscheidbar sind? Wird der Fake zur bedrohlichen Wahrheit 2.0?
maschek lassen sich von der Realsatire nicht länger ins Handwerk pfuschen und schlagen zurück. In ihrem neuen Programm „FAKE! In Wahrheit falsch“ basteln sie uns einen Abend lang die Weltnachrichten zurecht.
Peter Hörmanseder und Robert Stachel wissen, wie es geht: Hinzufügen, Weglassen, Umdrehen. Mehr benötigt ein gut gemachter Fake nicht. In unseren Hochgeschwindigkeitszeiten findet sich garantiert jemand, der ohne kurz innezuhalten die momentane Empörung spontan mit der Umwelt teilen will, ja teilen muss. „OMG! – Das darf doch nicht wahr sein!“
Leonardo da Vinci hat die Wahrheit als eine Tochter der Zeit bezeichnet, wir nennen die Fälschung den mißratenen Sohn unserer Zeit. maschek versuchen mit „FAKE! In Wahrheit falsch“ eine Familienaufstellung von Wahrheit und Fälschung und lassen dabei in die eigene Fälscherwerkstatt blicken.

Quer durch die Fernsehsender und YouTube-Channels holen sich maschek den Rohstoff für einen ergebnisoffenen Abend mit Bewegtbildunterstützung. Synchronisiert. Improvisiert. Projiziert.

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