SAND BÜRGER und andere beinharte protestlieder
Der herausragende Sieger von STER & GRISSEMANNs Protestsongcontest 2005 gibt nun endlich sein lang ersehntes Auftaktkonzert in Tirol. Mit seinem Hit „Sandbürger“ veredelte er Ragga und tibetanischen Obertongesang zu „Culture-Jamming-Poppunkhop“, nun rockt er im Treibhaus - weil Innsbruck ist doch das Epizentrum des Protestliedes
"Österreichische Talente müssen spielen, spielen, spielen". Mit diesem Hans-Krankl-Zitat versuchte Martin Blumenau noch das Ruder herumzureißen und überging das deutsche Siegerlied bei seiner letzten und entscheidenden Jury-Wertung. Rainer von Vielen siegte dennoch eindeutig, weil er gleich vier mal die höchste und einmal die zweithöchste Punktzahl für die "Sandbürger" einheimste. Moderator Dirk Stermann zu seinem FM4-Kollegen: "Ja, auch Krankl hat diese Weisheit bisher nicht zum Erfolg geführt".
SANDBÜRGER
protestson 2005
Kauf mir ein Bonbon Kauf mir ein Rad,
Kauf mir ein Handy, Kauf den Vertrag,
Kauf mir die Freizeit, Kauf mir die Freunde,
Kauf mir Klamotten, Kauf mir die Bräute.
Kauf mir ein Auto, Kauf mir ein Haus,
Kauf mir die Wahrheit über Franz Josef Strauss,
Kauf mir die Erde und Kauf mir den Mond
- Kauft euch doch euch selbst, aber lasst mich verschont.
Ihre Wahrheit ist auf Sand gebaut,
Weil jedes Kind ihren Hunger nach Macht durchschaut,
Und wer den Reden dieser elenden Hunde traut,
Der wird sich umsehen, der wird sich umsehen,
Wie die Hyänen werden sie um dich herumgehen,
Dich beschnuppern und dich betasten,
kartographieren
Implantieren den Gen Chip unter deine Haut.
Den Gen Chip – Scannen, durchschaut.
Den Gen Chip – Gestern, heute wo?
Den Gen Chip – RFID No!
Ich werde auf den Bauch und mein Herz hören.
Ich werde eine Sprache kreieren.
Und damit ihre Matrix zerstören...
Use the Media, confuse the media.
Nutz die Medien, verschmutz die Medien.
Ihre Wahrheit ist auf Sand gebaut.
Daß man mit knirschenden Zähnen an den Folgen kaut.
Und wer die ganze Zeit nur auf den Fortschritt schaut,
Kann sich nicht umdrehen, kann sich nicht umsehen,
Und vor allem nicht mit seiner Erde umgehen.
Wer nicht für sie ist, ist gegen sie.
Ihr Lachen, ihr Glaube, ihr Furzen ist Strategie.
An die Kriegsherren: Legt eure Knarren beiseite.
An die Poser: sucht in der Kleinheit das Weite.
An die Youngsters: hört auf die alten Stimmen.
An die Alten: seht was die Jungen beginnen.
Denn wir und die Unseren haben uns gefunden,
Du und die Meinen, Ich und die Deinen.
Obwohl ich zwischen tausend Sendern wählen kann,
Seh ich immer nur das selbe Programm.
Es ist mein Ego, das sich durch die Medien formt.
Nimm dich in Acht Baby, der Gedanke ist genormt.
Da muss ein Netzwerk her, ein Wir, ein Wir ein Wir ein
Wir und die Unseren haben uns gefunden,
Du und die Meinen, Ich und die Deinen.
(c) Rainer von Vielen, 2005
Im Jahre 1998 gründete sich Rainer von Vielen als Ein-Mann-Projekt, Mensch gegen Maschine zuerst in den eigenen vier Wänden vor dem unumgänglichen Heimcomputer, dann auf dem ersten Demotape. Dieses Demotape gelangte in die Hände von Chris Maruhn, dem HipHop-Aktivisten, welcher es dann an das Label Deck8 in Dortmund weiterreichte. Diese luden zu einem Showcase im Club „Keller“ in Dortmund, was dann auch zum ersten RvV-Konzert werden sollte. Durch diesen Termin angespornt wurde ein Programm zusammengestellt und als Rainer dann zu seiner CD seine Performance-Künste zum Besten gab, waren die Deck8er sofort überzeugt, dass da eine Scheibe zu produzieren sei. So ging der Herr von Vielen ins Studio im Allgäu bei Werner K. und nahm seine EP „Alles und noch mehr“ auf. Die kam dann im Sommer 98 in die Plattenläden. Um den Jungspund erst mal das Handwerk zu lehren, schickte Deck8 den Rainer im Frühjahr 99 auf die „Irgendwie-Dazwischen-Tour“. Zusammen mit Erobique, Gautsch und Lee Buddah wurden so nette Clubs beschallt wie der Rote Salon in Berlin, das Pudels in Hamburg oder der Unique Club in Düsseldorf.
Neue Stücke wurden geschrieben und ab ging´s ins Studio nach Leipheim und nach Berlin zu Max und Daniel von „Muddling Thru“. Aber es sollte noch eine Weile dauern, bis die nächste Veröffentlichung zu Wege gebracht werden konnte. Zuerst ging der Rainer mal studieren, nach Ludwigsburg an die Filmakademie um den Horizont zu erweitern und um Drehbücher zu schreiben. Drehbücher schrieb er dann weniger, viel mehr drehte er drei eigene Musikvideos, einen Musikfilm „Zeit ist Jetzt“ und komponierte Musik für mehrere Kurzfilme. Rainer ging auf Tour im März 2002 und genoss die Hamburger Luft im Hafenklang, sowie die Schweizer Schokolade im Café Mokka in Thun.
2001 war´s dann endlich so weit und das Album „0160-98236130“ also das Album mit der Telefonnummer war fertig und in aller Herren Länder heiß begehrt. Leider war Deck8 einen Vertrag mit bösen Major-Plattenfirmen eingegangen, was in der letzten Konsequenz dazu führte, dass Deck8 Ende 2001 dichtmachen musste.
2002 war dann das Jahr in dem Rainer weiter an Filmen arbeitete und ins Theater reinschnupperte und am Wilhelma-Theater Stuttgart die Musik zu „Recht auf Jugend“ unter Regie von Hasko Weber fertigte. Außerdem zu einer Multimedia-Theater-Produktion „Norway Today“.
2003 Wurde Rainer von der befreundeten Band „Orange“ zu Aufnahmen geladen. Es entstand der Track „Amun Ra“ auf dem Album „Chenebua“ und von nun an war RvV bei allen Konzerten mit dabei. Was dazu führte, dass Rainer bald zum festen Mitglied der Band wurde. Ein weiteres Feature entstand auf dem Album „Halbzeit“ der befreundeten Band „Denksport“. Aber das war ihm noch nicht genug. Die letzten Jahre als Soloperformer waren schön, aber mit Band ist es eben noch was ganz anderes. Eines Tages sass er in seiner Küche auf dem Stuttgarter Pragsattel, als sich plötzlich die Tür öffnete und ein gewisser Dr.J vor ihm stand. Der wollte eigentlich seine Mitbewohnerin besuchen, aber weil die noch am schlafen war, schlürften die beiden erst mal einen Kaffee. Dabei schielte Dr.J in Rainer´s Zimmer und entdeckte sein Soundequipment und so kam das Gespräch auf Musik und dann hörte man sich an was man so an eigenem Sound gemacht hatte und es stellte sich heraus: Dr.J ist der Frontman der Band Good Men Gone Bad, die Rainer bereits kannte und die Jungs sind auf der Suche, nach einem Samplepfrickler wie der von Vielen einer ist. So kam´s , dass Rainer bei GMGB einstieg und dort immer noch mit am Start ist.
Um endlich mal das studieren sein zu lassen und sich der Sound-Mission zu widmen beendete Rainer sein Diplom-Drehbuch im Dezember des Jahres. Eine Geschichte über den merkwürdigen Herrn Schreber und seine phantastisch verschrobene Weltsicht.
2004 entstand die Musik zu dem Langfilm „Fairies and other Tales“ von Dörthe Eickelberg, welcher auf Festivals in Taiwan, Italien, Spanien, Island und hierzulande zu sehen ist. Ausserdem zu dem Film „Alles in Ordnung“ von Marc Rensing, der zur Freude aller beteiligten auf den Hofer Filmtagen lief. Zu Stefan Schomerus Film „Bätmän lebt“ gab es einen Musikbeitrag und durch diesen Film erklingt Rainer´s Musik in den Ohren Filmbegeisterter Menschen in Korea, Ägypten, der Tschechei, Amerika und Australien.
Es folgte ein Festival-Sommer mit GMGB und ORANGE unter anderem auf Burg Herzberg und dem Fusion-Festival. Bei Orange hat Rainer inzwischen sein Laptop und Synthesizer dabei und unterlegt den Percussion-Sound mit Space, Effekten, Oberton- und Raggavocals.
Aber neben all diesen Projekten gab es noch immer den Rainer von Vielen, der seine Rap-Texte unters Volk und mit freiem Geist und neuen Instrumenten mischen wollte. Deshalb wurde der KAUZ ins Leben gerufen. Die Live-Band, die die Rainer von Vielen – Stücke interpretiert und nun auch eigenes Material generiert. Mit dabei ist Niko Lai am Schlagzeug, der als Live-Drummer von Anne Clark bereits die letzten Jahre brillierte, ebenso Mitch Oko, der Jugendfreund von Rainer welcher ihm schon im Alter von sechs Jahren beibrachte, dass Kommunikation mehr ist, als nur Worte, die man sich an den Kopf wirft.
Im Februar 2005 ging Rainer nach Wien und gewann dort den FM4-Protestsongcontest. Immerhin gab es 350 Anwärter für den ersten Platz. Fünf Wochen lief sein Song "Sandbürger" auf Rotation bei FM4.
Inzwischen haben die DJanes Eva und Manuelat eine VJ-Live-Performance zum Rainer von Vielen Sound kreiert, der in Bildern erweitert, was die Musik transportiert.