treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

OTTO LECHNER

“Ich erblickte am 25. Februar 1964 das Licht der Welt nicht
und habe seither bei Schul- und Dorffesten
in Gast- und Kunsthäusern
im Rahmen von Tauf- und Sterbefeiern
für Schau- und Hörspiele
vor Wein- und Bildhauern
in über- und Attersee
in An- und Straßenbahnzügen
als Ton- und Kleinkünstler
als Kompo- und Pianist
bei Puppen- und Tanztheater
nach Litera- oder Partitur
in Kir- und bei Brötchen
als Urlaubs- oder Ehrengast musiziert.”

Aus diesem Gewirr von Eindrücken entsteht eine Tonsprache,
die von Sentimentalität und deren Anfechtbarkeit handelt.

Er zählt ganz ohne Zweifel zu den bedeutendsten und profiliertesten österreichischen Musikerpersönlichkeiten der Gegenwart, der Akkordeonspieler und Komponist Otto Lechner.  Der 1964 in Melk an der Donau geborene Musiker fühlt sich in den unterschiedlichen musikalischen Welten zu Hause, sei es nun im Wienerlied, in der Weltmusik oder im Jazz. Egal in welcher Formation auch agierend, mit seinem unverwechselbaren, ungemein gefühlvollen und stilistisch extrem vielschichtigen Spiel drückt der heute in Wien lebende und international renommierte Künstler einer jeden Komposition seinen unverkennbaren Stempel auf. 

Otto Lechner wird nachgesagt, dass er zu jenen Musikern zählt, die das Akkordeon hierzulande wieder populär gemacht haben. In einer Zeit, in der die Klänge dieses Instrumentes eher im volkmusikalischen Kontext zur Anwendung gekommen sind, war es unter anderem der gebürtige Melker, der das Akkordeon in andere Musikstile, wie etwa dem Jazz, einführte. Wiewohl, dass er überhaupt Musiker geworden ist, fast an ein Wunder grenzt. Sein Augenlicht verlor Otto Lechner, der das Stiftgymnasium in Melk absolvierte, bereits im Alter von 15 Jahren, was ihn aber nicht daran hinderte, sich weiter musikalisch zu betätigen. Aufgrund seiner autodidaktischen Fähigkeiten erlernte er innerhalb kürzester Zeit verschiedenste Instrumente zu spielen.

Seine musikalische Karriere startete Otto Lechner in der Begleitband des Kabarettisten Josef Hader. Zudem arbeitete er für diverse Theaterproduktionen, wie etwa am Burgtheater oder am Schillertheater Berlin, sowohl als Komponist wie auch als Musiker. Vor etwas mehr als zwanzig Jahren verlagerte sich der Lebensmittelpunkt des Akkordeonisten schließlich ganz nach Wien, wo er seitdem die Musikszene durch sein ungemein vielfältiges Schaffen bereichert. Stationen seiner bisherigen Laufbahn waren neben seiner Solotätigkeit unter anderem das Vienna Rai Orchester, Broadlahn sowie das Ensemble Bethlehem All Stars, mit dem er heute noch zur Weihnachtszeit durch Mitteleuropa reist. Zudem trat der inzwischen auch im Ausland hochgeschätzte Ausnahmeakkordeonist gemeinsam mit nationalen und internationalen Größen wie Iva Bittova, Georg Danzer, Max Nagl, Sainkho Namtchylak, Wolfgang Reisinger, Dhafer Youssef und Joe Zawinul auf.

Welch hohe Reputation Otto Lechner im Ausland geniest, zeigte sich vor wenigen Jahren, als ihm für sein Akkordeon-Soloprogramm "The Dark Side of the Accordeon" der begehrte National Radio Award der Australian Broadcasting Corporation verliehen wurde. Ebenfalls großes internationales Aufsehen erregte der gebürtige Melkner in den neunziger Jahren als Mitglied der fünfköpfigen Formation „Accordion Tribe“, in der er gemeinsam mit Bratko Bibič aus Slowenien, Maria Kalaniemi aus Finnland,Guy Klucevsek aus den USA und dem 2008 verstorbenen Lars Hollmer aus Schweden quasi eine Art Allstars-Band bildete. 

Otto Lechner zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er die spielerischen Grenzen seines Instruments immer wieder neu zu definieren vermag. Einschränkende Sichtweisen, wenn es darum geht, die eigenen Ideen voll zur Entfaltung zu bringen, kennt der in Melk geborene Künstler keine. Zu allen Seiten hin offen sein, so lautet das übergeordnete Credo des inzwischen 48-Jährigen. Lechner zählt zu jener Gattung von Künstlern, die, angetrieben von einer fast unbändigen Neugier nach dem Neuen, sich stets auf der Suche nach Herausforderungen befinden und zwischen den unterschiedlichsten musikalischen Ausdrucksformen wandelnd, sich immer wieder in neuen musikalischen Betätigungsfeldern versuchen.
 
Besonders verblüffend ist, wie der höchst experimentierfreudige Musiker mit seinem Instrument umzugehen in der Lage ist, welch bisher nicht bekannte Klänge er dem Akkordeon zu entlocken, und in welchen unterschiedlichen Kontexten er diese einzusetzen weiß. Der musikalische Fundus, dessen sich der in Wien lebende Instrumentalist bedient, ist enorm breit gefächert  und reicht vom traditionellen Wienerlied über Jazz und Walzer bis hin zum  Blues. In seinen Kompositionen wechseln sich in kurzen Abstanden monumentale Melodiebögen und zerbrechlich filigran klingende Soundlandschaften mit reiner Improvisation ab.
 
Bis zum heutigen Tage hat sich nichts an der Einstellung des Wahlwieners nichts geändert. Egal ob nun als Solokünstler oder als Mitglied diverser Formationen, Otto Lechner präsentiert sich als ein Musiker, der seiner Zeit stets einen Schritt voraus ist. Eines ist ziemlich sicher, überraschen wird der 48-Jährige, egal in welcher Konstellation auch immer, noch des Öfteren. Denn mit der Fähigkeit, sein Spiel immer wieder neu zu erfinden, darf angenommen werden, dass dieser außergewöhnliche Musiker das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht hat.
Michael Ternai

ARNOTTO: OTTO LECHNER TRIFFT  ARNAUD  Méthivier

Zwei Musiker, zwei Persönlichkeiten, zwei verschiedene musikalische Sprachen, ein Instrument. Ihre große Liebe haben der Österreicher Otto Lechner und der Franzose Arnaud Méthivier im Akkordeon gefunden, mit dem sie meisterhaft und kunstvoll wie nur wenige andere umzugehen verstehen. Doch es ist nur das Spiel an diesem einem Instrument, das die beiden Klangpoeten miteinander teilen. Was sie eint, ist auch ihr Wille, aus den traditionell festgeschriebenen Formen auszubrechen, um sich frei zu machen, musikalische Welten zu bewandern, in denen Fragen nach einer Einordnung in eine bestimmte stilistische Kategorie einfach nicht gestellt werden. In regelmäßigen Abständen kreuzen sich die Wege der befreundeten und begnadeten Akkordeonisten auch auf einer Bühne. So etwa am 13. Juni im  Wiener Ost Klub im Rahmen eines Akkordeonfestival Specials.

Was den  französischen Akkordeonisten Arnaud Méthivier mit seinem Wiener Kollegen Otto Lechner, die in ihren jeweiligen Metiers unbestritten zu den führenden und prägenden Persönlichkeiten zählen,  verbindet, ist eine Art künstlerische Geistesverwandtschaft, eine, die seit langem keiner Worte mehr bedarf, sondern einzig in der Musik und ihrer Vielfalt ihren Ausdruck findet. Seit Jahren miteinander befreundet ist die musikalische Kommunikation der beiden Freigeister eine, in welcher die Barrieren und Grenzen zwischen den verschiedenen Stilen und Genres schlicht überwunden sind. Irgendwo zwischen Kammermusik, Jazz, ethnischer Musik unterschiedlichster Ausformung und Avantgarde agierend, werfen sich Otto Lechner und Arnaud Méthivier ohne allzu lange nachzudenken oder abzuwägen spontan die Ideen zu. Der jeweils andere wird schon wissen, verstehen und fühlen, was man im Sinne hat, und auch demensprechend kunstvoll  und virtuos antworten. 

Dieser Art treten die inzwischen rund um die Welt gereisten experimentierfreudigen Akkordeonisten in einen abwechslungsreichen, facettenreichen und von dem Spielwitz der beiden getragenen musikalischen Dialog der ungebändigten Leidenschaft, der eine solch positive Energie vermittelt, welcher die Mühen des Tages für diese Stünden vergessen und in eine bunt schimmernde Klangwelt eintauchen lässt. Wer also bereit für ein echtes Musikspektakel der besonderen Art ist, sollte sich das Konzert dieses Zweiergespanns auf keinen Fall nicht entgehen lassen. Denn stehen Otto Lechner und Arnaud Méthivier einmal auf der Bühne, dann gibt es kein Halten mehr. Eigentlich ein Muss für jeden Liebhaber mitreißender weltmusikalischer Klänge. (mt)