treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

FLORIAN BRAMBÖCK wird 60 // WIR MACHEN EIN FASS AUF UND FEIERN IHN

16:00 DER PILOT HERR FRIDOLIN  für menschen ab 4
18:00 LANDESUNÜBLICHER EMFANG MIT DEM STREETNOISE ORCHSTRA
19:00  SAXOFOUR (WOLFGANG PUSCHNIG / CHRISTIAN MAURER / KLAUS DICKBAUER UND: FLORIAN BRAMBÖCK)
20:30 DIE ERBEN - vormals ANACONGA & ehemals ANACONGA'S ERBEN)
22:00 FLO'S JAZZCASINO - FLO BAUMGARTNER -  JACK MARSINA - FLO HUPFAUF  & ROBERT SŒLKNER featuring  Frank SINATRA & Florian BRAMBöCK

EINTRITT FREI
GESCHENKE, GELD- UND WORTSPENDEN ERWÜNSCHT

Thomas Gansch über Florian Bramböck

"Vorbild in Gedanken, Worten & Werken.
Philosoph, Musiker, Zusammenhalter.
Findet immer das richtige Wort und gibt an schlechten Tagen nicht unter 100%.
Aus seinen Soli sprudelt die kreative Energie nur so heraus.
Traumsideman & Segen für jeden Bandleader."

ein alter aber noch immer lebendiger text:

Er redet nicht so gern über Gott und die Welt und sich selbst. Er spielt mit den internationalen Jazzgrößen, auf hippen Events und in der blauen Stunde musikalische Gebete in der Krypta der Innsbrucker Jesuiten. Jugendliche nehmen ihn zum Vorbild und nicht nur die Blasmusikkapellen legen seine Noten auf. Florian Bramböck ist weder Großtuer noch Chaot, er ist ganz selbstverständlich in vielen Welten daheim – hoch begabt und willkommen. „Tirol wird den Jazzern irgendwann zu klein, sie gehen raus, müssen auch raus und kommen zurück“, skizziert er. Und tat dasselbe. Er unterrichtet am Tiroler Landeskonservatorium Saxophon, in der Klassikabteilung und im Jazzlehrgang. „Ich unterrichte sehr gern, und hoffe, dass ich es gut mache“, sagt er, „aber gerade dafür ist ein Ausgleich wichtig, damit man keinen Stillstand erfährt.“
Mehr komponieren
„A la longue sehe ich mich nur als Komponist“, sagt Bramböck. Er hat sich am Linzer Konservatorium, wo er ebenfalls ein gefragter Pädagoge ist, für ein Jahr karenzieren lassen, um mehr komponieren zu können. Bramböcks Musik ist keine sperrige, am Reißbrett konstruierte. Sie spiegelt die stilistischen Facetten, in denen der Spross einer Musikerfamilie zuhause ist, die Lust des Gestalters, die Vitalität des Musikers und die Erkenntnisse des Pragmatikers. 
„Ich tu nicht so gern Sitzungen sitzen. Spielen und komponieren ist mir wichtiger. Jazz fördert total das Eigenkreative, und das nimmt dir ohnehin die Kraft für das Unwichtige.“

Da können neben „klassischen“ und jazzigen auch Kompositionen für die Kirche und Blasmusikkapellen entstehen, die spielbar sind, ins Schwingen kommen, wie die anderen auch, und gern aufgeführt werden. „Bei mir läuft vieles instinktiv ab, jetzt kommt der Überblick“, sagt Bramböck, der nicht so gern seine Begabungen auflistet. „Ich komponiere auch instinktiv. Regeln sind mir egal, ich wähle unter den Möglichkeiten. Ich habe zu jeder Musik einen Zugang, ganz wenig allerdings zu Rock und Pop. Es geht mir um die Auslotung im klanglichen Bereich, die Mittel der Neuen Musik lasse ich aus, vielleicht bin ich noch nicht so weit. Mein Material kann tonal sein oder freitonal, clusterig oder kreatives Chaos. Extrem wichtig ist der Rhythmus.“

Seine Musik entsteht auf gute alte Weise, nicht am Computer. Der Unterschied ist zu hören. Am Computer arbeite man anders, ist Bramböck überzeugt, der liefere die Eingabe immer gleich und erziele dadurch stärkere formale Ausgewogenheit, während man den Notentext immer neu hören müsse. Sein inneres Ohr müsse er noch schulen. Deshalb noch kein Computer.
Stop Bush Blues
Wo er seine Eigenart sieht? „Im freien Wechsel der Genres. Es kann minimalistisch sein, volksmusikalisch, jazzig...“ Hat so einer noch Vorbilder? „Klar mag ich Bartók, Strawinsky, Hindemith, von den Jüngeren besonders John Adams, aber im Moment bin ich extremer Fan von Johannes Brahms. Der ist ausgewogen und trotzdem frech.“ Und dann der Schlusssatz: „Aber ich höre nicht zu viel. Ich will mich nicht einschüchtern lassen.“ Unter Bramböcks neuen Kompositionen ist eine Widmung an Werner Pirchner: „Auch mein Trauerlied muss ein Walzer sein“. Es wird gespielt vom Böszen Salonorchester Wien. Auch zu Lebzeiten des Komponistenfreundes hatte er ihm Musik geschrieben: das Brassquintett „Mitten im Leben“. Für die zwölf Linzer Saxophonisten schreibt Bramböck einen „Stop Bush Blues“, das Ensemble Pro Brass bestellte eine Musik und dann gibt es noch das neue Stück „Wilder Westen – high noon – und es ist absolut nichts los“. Und weiter geht's: „Ich schreib' grad an einem Trio für Klavier, Flöte und Cello für Norbert Girlinger, Flötenprofessor am Brucknerkonservatorium, für dessen Mexikotournee. Dann kommt ein Stück für die Brass Band Hall, ein Auftrag vom Tiroler Blasmusikverband für die Mid-Europe in Schladming.“
Oper schwebt heran
Ob ein Jahr Karenzierung reicht? Da soll ein Stück für Walter Seebachers Klarinettensextett entstehen und dann „schwebt eine Oper heran und mir vor, aber das Thema will ich nicht ausplaudern“. Ein Projekt mit Renate Fankhauser steht an und eines mit den Erben. Im März geht Bramböck mit Thomas Gansch und Georg Breinschmid auf Jeunesse-Tournee, im April ist wieder Saxofour dran, die geniale Formation, dann wird die erste CD des Tiroler Jazz-orchesters präsentiert. Auch Bramböck-CDs soll es endlich geben... Florian Bramböck kümmert sich intensiv auf vielen Ebenen um junge Talente und fördert ihre Eigenkreativität, denn „das ist die große Chance für den Nachwuchs“. Die Jazz-Blechbläser sieht Bramböck in Tirol vernachlässigt und wünscht sich für den Lehrkörper des Konservatoriums einen Jazztrompeter. Und dann ist da noch seine nachdrückliche Forderung: jährlich obligat die Uraufführung eines Werkes von einem Tiroler Komponisten im Konzertzyklus des Symphonieorchesters.

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