treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DIE FELLNER-LESUNG: anleitung zum fellnerismus /

Ein Format des „Institut für Medien, Politik und Theater“

Unabhängig, unparteiisch, kritisch – so beschreibt „Österreich“- Herausgeber Wolfgang Fellner seine Show „FELLNER! LIVE“. Doch worum geht es in den Gesprächen wirklich? In transkribierten Interviews und mit Recherchematerial wird die Medienarbeit Fellners und des Boulevards unter die Lupe genommen. Die österreichische Realität – von Schauspieler*innen als absurdes Theaterstück gelesen.
Das Institut für Medien, Politik und Theater widmet sich der Frage: Wie funktioniert das System „Wolfgang Fellner“? Das Kollektiv aus Theatermacher*innen und Journalist*innen hat die Methoden des Medienmoguls analysiert und verschafft so einen Einblick in die Strategien und Techniken des österreichischen Boulevards. In einem Verschnitt aus Originalmaterial und Interviews mit Expert*innen entsteht ein Abend zwischen harter Medienanalyse und politischer Satire.

Konzept: Felix Hafner, Emily Richards, Anna Wielander (Institut für Medien, Politik und Theater)
Schauspieler*innen: Felix Hafner, Clemens Berndorff, Josephine Bloéb
Szenische Einrichtung: Felix Hafner
Dramaturgie: Emily Richards
Recherche: Anna Wielander

Die Fellner Lesung: Infotainment auf der Theaterbühne 
Die österreichische Realität als absurdes Theaterstück: „Die Fellner Lesung" nimmt Wolfgang Fellners Boulevard-Universum unter die Lupe. In einem Verschnitt aus Originalmaterial und Interviews mit Expert:innen entsteht ein Abend zwischen harter Medienanalyse und politischer Satire.
DIE BÜHNE hat  mit Regisseur Felix Hafner gesprochen.


BÜHNE: Ganz an den Anfang zurückgespult – gab es eine Art von Initialzündung, die dieses Projekt ins Rollen gebracht hat?

Felix Hafner: Die Initialzündung für das Projekt war das Fellner-Bambi Interview, das damals viral gegangen ist. Im Team haben wir die Stermann/Grissemann-Parodie angeschaut, mit dem Original verglichen und gemerkt, dass dieses absurde und problematische Stück TV nicht mehr zu parodieren ist. Man kann es eigentlich nicht mehr übertreiben. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon immer wieder mit Originaltexten experimentiert – es gab zum Beispiel eine Lesung vom Germany’s Next Topmodel-Finale am Volkstheater – und so kamen wir auf die Idee, die Fellner-Interviews exakt zu transkribieren, um sie mit Schauspieler:innen als Theatertext zu lesen.

„Wir wollen Infotainment fürs Theater machen.“
Wie hat sich die Fellner Lesung seit ihren Anfängen entwickelt?

Wir haben das Format zunächst als sehr spontanes, Theater-Guerilla-Projekt auf die Bühne gebracht – wir haben zu dem Zeitpunkt der Lesung spontan und aktuell die jüngsten Ereignisse und Interviews transkribiert und gelesen. Da haben wir uns mit dem letzten Nationalratswahlkampf als auch der Causa Ibiza beschäftigt. Rechercheparts zu Fellner und dem Boulevard waren immer mit dabei, wurden aber immer wichtiger. In unserer aktuellen Produktion „Anleitung zum Fellnerismus“ wollten wir nun Wolfgang Fellner selbst und sein System in den Mittelpunkt stellen. Wir nehmen seine Strategien und Techniken unter die Lupe, mit exemplarischen Interviews und Recherchetexte, in denen wir uns auf Gespräche mit Ex-Mitarbeiter:innen und Medienexpert:innen beziehen, die wir für die Produktion geführt haben. Wir wollen Infotainment fürs Theater machen – einen Abend über Boulevardjournalismus, der sowohl Spaß macht als auch Zusammenhänge und Informationen transportiert.

Welche Rolle spielen die aktuellsten Entwicklungen rund um Wolfgang Fellner?

Wir haben die jüngsten Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen Wolfgang Fellner auch in unseren Theaterabend eingebaut. Wir stellen die Aussagen der Ex-Mitarbeiter:innen Interviews von Fellner gegenüber. Im Gespräch mit Nina „Bambi“ Bruckner oder der Moderatorin Nadine Friedrich wird deutlich, dass Fellners Übergriffigkeit und Sexismus System hat. Wir wollen klarmachen: All diese Dinge hat er tatsächlich gesagt, on air, im höchst geförderten Privat-TV-Sender Österreichs. 

Wenn es ohne Spoiler geht: Größter Überraschungsmoment während der Recherche?

Das spannendste Gespräch in der Recherche war vermutlich jenes mit Ex-Bundeskanzler Christian Kern, der uns detailliert die Abhängigkeiten und Druckmechanismen zwischen Boulevard und der Politik geschildert hat. Seine Aussagen dazu sind auch wichtiger Bestandteil der „Fellner Lesung“. Ansonsten gab es auch sehr viel absurde und kuriose Hintergrundgeschichten, die wir erfahren haben. Zum Beispiel soll nach Fellners regelmäßigen cholerischen Auszuckern ein gängiges Mittel zur Beruhigung eine Wurstsemmel und Almdudler sein. Diesen Moment zitieren wir auch in unserem Programm.

Zur Person: Felix Hafner
Felix Hafner studierte Schauspielregie am Max Reinhardt Seminar und arbeitet seitdem als freischaffender Regisseur. Inszenierungen führten ihn bisher ans Volkstheater Wien, Landestheater Niederösterreich, Tiroler Landestheater und ans Münchner Volkstheater. Mit dem Kollektiv „Institut für Medien, Politik und Theater“ arbeitet er interdisziplinär zwischen Journalismus und Theater.

 

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