Rechtzeitig zur Vierschanzen Tournee rocken Christoph & Lollo noch einmal ihre Schispringerlieder und feiern 30 Jahre auf der Bühne - mit den Greatest Hits ihrer bitterbösen Hitaparade als Zugabe. Das ist der Telemark!
An den ersten Tagen des Jahres wird gekanntlich Ski gesprungen, das ist üblicherweise nachmittags. So auch in Innsbruck, am Bergisel.
Wenn der Sieger feststeht, bleibt also noch genug Zeit, sich frisch zu machen, und ins Treibhaus zu düsen, wo seit 30 Jajhren! das offiziell besungen wird: Christoph & Lollo sitzen bzw. stehen ausgeschlafen und gut gelaunt auf der Bühne und spielen einen der ersten Gigs des Jahres. Es handelt sich üblicherweise um einen der besten Auftritte, die das junge Jahr bis dahin gesehen hat, und meistens wird auch über Skispringer gesungen. Danach geht’s dann meistens abwärts.
Irgendwann im Jahr 1995: Zwei bartlose Buben namens Christoph und Lollo nehmen zum Spaß das Lied „Lebkuchenherz“ auf, eine Ballade über den tschechischen Skispringer František Jež. Sie schicken das Lied an Christoph Grissemann und Dirk Stermann, die im gerade erst gegründeten Radiosender FM4 den „Salon Helga“ moderieren. Die beiden sind begeistert und spielen das Lied so oft, bis es ein Hit ist. „Schreibt doch noch ein paar traurige Lieder über Skispringer“, meint Stermann bei einem persönlichen Treffen. Die Ära der Schispringerlieder beginnt.
In den folgenden Jahren veröffentlichen Christoph & Lollo drei legendäre Alben mit Liedern über Skispringer. Kazuyoshi Funaki, die Hautamäki-Brüder, Espen Bredesen, Ari-Pekka Nikkola und viele andere sind die Protagonisten des seltsamsten Liedergenres, nach dem jemals niemand gefragt hat. Die Lieder laufen im Radio und bei Sportübertragungen, werden gecovert, geremixt und auf unzähligen Konzerten lauthals mitgesungen. Andi Goldberger, Toni Innauer und andere kommen zu den Auftritten, Kazuyoshi Funaki klaut die CDs von einem Ski-Wachsler, Christoph & Lollo spielen beim FM4-Fest und auf dem Frequency. Die Schispringerlieder sind Kult.
Dann ein harter Schnitt: Christoph & Lollo beginnen, über andere Themen zu singen – Zivildienst, Pfingsten, Karl-Heinz, Parteihymnen. Der Mythos Schispringerlieder wird wieder zu Insiderwissen. Christoph & Lollo werden erfolgreicher, erobern die Kleinkunstbühnen, bekommen Kabarettpreise. Bei ihren Konzerten ruft trotzdem noch ab und zu jemand „Funaki“ oder „Eddie“ – meist vergeblich. Die Schispringerlieder sind Geschichte.
Womit niemand gerechnet hat: zum 30Jahr-Jubiläum: Der Mythos kehrt zurück! Ausnahmsweise singen Christoph & Lollo wieder ihre Schispringerlieder. Janne Ahonen, Stanisław Bobak, Kazuki Nishishita & Co. Es wird groß. Es wird legendär. Wer damals dabei war, ist heute ein Stückchen älter. Wer damals nicht dabei war, bekommt jetzt eine letzte Chance. Leute werden „Funaki“ rufen und sie werden bekommen, was sie wollen. Die Schispringerlieder sind wieder da, Damit hat niemand gerechnet. Das wird es nie wieder geben. Das ist der Telemark.
Und „Karl-Heinz“, die Wahlkampfhymnen, „Seit ich ein Kind hab“. :
das alles gibts als nie endende Zugaben -
als Lieder am Kritischen Punkt,
dort wo das Feuerlager ist.
äh Lagerfeuer...
„So lustig wie ein Holmenkollenspringen.“ (Wolfgang Kralicek, Falter 8/1999)
„Ich hoffe, dass die Sportler diese Platte nie hören.“ (Toni Innauer, profil, 22.2.1999)
„Hier geht es ans Eingemachte. Hier geht es um Leben und Tod.“ (Karl Fluch, Der Standard, 11.1.2001)
„Wie weiland mit ihren Skispringerweisen sind sie hierzulande auch mit ihren gesellschaftskritischen, politsatirischen, selbstironischen und trocken bis schwarz gewitzten Liedern eine Klasse für sich.“ (Falter, 21.11.2018)
„Absurd, politisch, bitterböse und liebenswert-charmant.“ (Passauer Neue Presse)
„Kaum jemand beherrscht die spontane Zusammenführung von tragisch-komischen Geschichten, abgründigem Humor und Protestliedern so perfekt.“ (Jurybegründung Salzburger Stier)
„Des is ma ollas zu intellektuell“ (Peter Rapp)