Matthieu Saglio (Cello) entführt mit seinem Bruder Camille in eine verträumte Welt des Dazwischen-Seins, erfüllt voll Schönheit,: mediterran & sonnengewärmt - ACHTUNG: der Sommerpaß gilt NICHT -- es gilt NUR DER HERBSTPASS

Al alba“ ist die spanische Bezeichnung für Morgendämmerung, also jenes gleitenden Übergangs zwischen Tag und Nacht, zwischen Schlaf und Wachsein, zwischen Traum und Wirklichkeit – ein Albumtitel, der die grundlegende Atmosphäre der vierzehn vorliegenden Stücke sehr treffend charakterisiert. Das französische Brüderpaar Saglio – der Vokalist Camille und der Cellist Matthieu – entführt uns auf seinem ersten gemeinsamen Album in eine verträumte Welt des Dazwischen-Seins, der Schwebezustände und der Übergänge – oftmals mollgetönt und melancholisch, manchmal mediterran und sonnengewärmt, dann wieder magisch und geheimnisvoll, aber immer von einer Schönheit erfüllt, die sich den Gesetzen von Zeit und Raum zu entziehen scheint.
Das hat weniger mit Jazz und gefühlt viel mit Alter Musik, Klassik und vor allem mit unterschiedlichen Ausformungen der Weltmusik zu tun – Flamenco, Orientalisches, Keltisch-Bretonisches, Afrikanisches. Matthieu Saglio kennt man hierzulande als großartigen Cellisten - auch von seinen beiden ACT-Alben „El Camino de los vientos“ (2020) und „Voices“ (2023) sowie vom Trio NES der algerisch-stämmigen, französischen Sängerin Nesrine Belmokh. Er hat in Rennes klassische Musik studiert und setzt sich – mittlerweile schon seit vielen Jahren in Valencia ansässig – mit dem Flamenco auseinander. Seinem Cello entlockt er eine breite Palette an Begleitformen und Ausdrucksmöglichkeiten, um die Stimme seines Bruders ins perfekte Licht zu rücken.
Camille Saglio bewegt sich seit mehr als zwanzig Jahren im Weltmusik-Genre und singt auf Englisch, Französisch, Spanisch, in der westafrikanischen Sprache Bambara und auch in seiner ganz persönlichen imaginären Sprache, die er jeweils spontan neu erfindet.
Das Spektrum seiner ausdrucksstarken Stimme erstreckt sich von lieblich-verträumt bis ausgesprochen kraftvoll, er wechselt häufig auch ins Falsett und erreicht dadurch eine spirituelle Dimension und Präsenz, wie man sie beispielsweise vom tunesischen Sänger Dhafer Youssef her kennt. Von ganz besonderer Intensität sind die gefühlsbeladenen Zwiegespräche zwischen Cello und Stimme und deren Verflechtungen ineinander. Fünf Stücke stammen aus der Feder von Matthieu, vier haben die Brüder gemeinsam geschrieben, aber auch die verschiedenartigen Fremdkompositionen haben sie ganz zu ihren eigenen gemacht, sodass sie sich nahtlos ins Oeuvre einfügen. Nämlich der von Abel Meeropol unter dem Pseudonym Lewis Allan geschriebene und von Billie Holiday Ende der 1930-er Jahre bekannt gemachte Lynchmord-Klagesong „Strange Fruit“, der um beinahe siebzig Jahre jüngere, hochemotionale Love-Song „Con Toda Palabra“ der US-amerikanisch-mexikanischen Sängerin Lhasa de Sela, oder das beschwingte und doch auch melancholische „Le Vent Nous Portera“ der französischen Alternative-Rock-Band Noir Désir, das unter anderem auch von Sophie Hunger oder Element of Crime gecovert wurde.
********

Mit einem unverwechselbaren Klang und einer beeindruckenden musikalischen Bandbreite, hat sich Matthieu Saglio als einer der faszinierendsten Cellisten seiner Generation etabliert. Nach einer klassischen Ausbildung am Conservatoire de Rennes, ist der gebürtige Franzose heute in Valencia ansässig. Dort zählt er zu jenen Pionieren, die die Fusion des Cello mit der spanischen Flamencotradition etablierten – insbesondere mit seiner Band Jerez-Texas, mit der er seit 2002 um den Globus tourt. Parallel dazu verfolgt Matthieu zahlreiche Solo-, Duo- und Bandprojekte und ist ein gefragter Begleiter in verschiedensten Formationen. Dazu zählt auch das Trio NES, mit dem er drei Jahre nach seiner Gründung das Album Ahlam (2018) beim renommierten deutschen Label ACT veröffentlichte. Von der internationalen Presse einhellig gefeiert, spielt das Trio nun intensiv in ganz Europa. Aber auch Matthieus Qualitäten als Komponist sind regelmäßig in Original-Soundtracks für Theater oder Fernsehen zu hören.
Bei seinem Schaffen leitet ihn, als Künstlerbotschafter der Internationalen Yehudi Menuhin Stiftung, vor allem ein Ziel: einen Dialog zwischen seinem Instrument und anderen Kulturen zu eröffnen.
Auf der Bühne präsentiert Matthieu Saglio eine mitreißende Kombination von klassischen Musiktraditionen und fernen Klängen und Rhythmen, die er von seinen Begegnungen auf der ganzen Welt mitbringt: In seinen Kompositionen erklingen Echos von westlichen Kathedralen neben den Souks des Maghreb, lateinamerikanischer Tango neben iberischem Flamenco. Mithilfe des Samplers tritt Matthieu in Livekonzerten in einen faszinierenden Dialog mit sich selbst. Eine Grundlinie hier, luftige Pizzicati dort, ergänzt von einem Leitmotiv im Bogen… So gelingt es ihm, eine originelle und elegante Architektur aufzubauen, die den emotionalen Facetten der Musik trotz aller technischen Brillanz den Vortritt lässt: “More than a cello. His music will accompany us with his emotional beauty for a long time. Maybe even forever” (Amancio Prada)