treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

OSAKA MONAURAIL

JAZZ your ASS: Die Widergeburt von James Brown: als funkiger Harakiri-Japaner

Wer in JapanFunk sucht, kommt an Osaka Monaurail nicht vorbei. Die neun-Mann-Combo ist die angesagteste Funkband Nippons. Die Jungs aus Tokyo haben sich ganz dem Sound des Godfather of Soul verschrieben und klingen bisweilen mehr nach James Brown als James Brown selbst!
Seit 20 ! Jahren beschallen sie nun Japans Clublandschaft, haben in dieser Zeit immerhin fünf Alben und ein gutes Dutzend Vinyl-Singles veröffentlicht, die von Funk-DJs weltweit immer gern gespielt werden, wenn es auf der Tanzfläche heiß hergehen muss. Doch so richtig kracht der Nippon-Funk live auf der Bühne - in maßgeschneiderten Uniformen a la JB's der 70iger, mit einstudierten Showeinlagen und dem von James Brown perfekt kopierten Tanzeinlagen von Frontmann und Sänger Ryo Nakata wird das Erlebnis perfekt!

Line-up:
Kentaro Yamagata - trumpet
Yohchi Masago – trumpet
Shimon Mukai – tenor saxophone
Katsutoshi Hiraishi – trombone
Dan Hayami – guitar
Yuichi Ikeda – guitar
Dai Nakamura – bass
Soki Kimura – drums
Ryo Nakata – vocal & keys

Sagen wir es mal so: Wenn jemand wie Hawkeye, den man getrost als kritischen Geist bezeichnen darf, nach Monaten noch von einem Konzert schwärmt, ist kundigen Geistern klar: Hier hat man es mit einer ungewöhnlichen Band zu tun. Das Konzert ist mittlerweile gut über ein Jahr her und die Band war Osaka Monaurail: Die japanischen Funkateers, die zuletzt das Soloalbum von Marva Whitney mit knackigem Soul ausstatten durften.

In Japan ist "Reality for the People", das dieser Tage über Unique Records nach Deutschland kommt, bereits das fünfte Album der Band um Frontmann Nakata Ryo, ihre Website verzeichnet zudem natürlich zahllose 7"-Releases und sogar zwei Live-DVDs. Das früheste Material kommt dabei aus dem Jahr 2000, soviel ist aus der dezent in japanisch gehaltenen Seite zu erschließen. Aber sparen wir uns einfach das biografische Brimborium und konzentrieren uns auf das, was wir auch so verstehen: Funk.

Zunächst muss man sich kurz von der Vorstellung lösen, dass Individualität und Innovation für eine gute Platte zwingend notwendig sind. Das mag jetzt drastisch klingen, aber mal ehrlich: Lieber eine gute Platte, die fest in Traditionen verwurzelt ist, als halblaue Experimente und verwurstelter Next-Level-Käse. Osaka Monaurail haben sich nun mal einer Tradition verschrieben. Ihr musikalischer Blueprint ist der pure, ungeschnittene Funk des James Brown und der J.B.'s, alles dreht sich um synkopierte Rhythmik und messerscharfe Bläsersätze, darum, einen Groove wirklich auszureizen, und natürlich um: The One. Keine neuen Zutate, keine Technik-Frickeleien, sondern eine Combo, die ursprünglichen, rohen Funk auf höchstem Niveau spielt.

Natürlich wäre es leicht, Osaka Monaurail als bloße Cover- und Tributeband abzukanzeln, aber es würde dem Kern der Sache nicht gerecht, denn etwas Anderes wollen sie in keinem Moment sein. Ein vierköpfiger Bläsersatz, zwei Gitarren, Ouchi Tsuyoshi hält den Bass unten, Drummer Okuse Kensuke muss sich keineswegs vor Clyde und Jabo verstecken, und Nakata Ryo meistert den Brückenschlag zwischen Ehrerweisung und Fackeltragen für den Godfather. Der Opener "Quick Sand" oder der Siebeneinhalbminüter "Opportunity" klingen genau so authentisch aufgekratzt wie "We Got One" oder das einzige Cover "Pick Up The Pieces One By One", auch wenn man sich doch ein wenig mehr Bandbreite des eigenen Materials hätte wünschen können.

Was bleibt, ist der Eindruck einer überragenden Band mit der richtigen Balance aus Spielfreude und Disziplin und zwei Wermutstropfen technischer Natur: Der deutsche Hörer, der nicht darauf brennt, für horrende Summen den japanischen Backkatalog zusammenzudiggen, muss sich mit einem Quereinstieg in das Schaffen von Osaka Monaurail begnügen, der leider noch dazu in sehr mangelhaftem Sound daher kommt. Was auch immer mit dem Master von "Reality for the People" passiert ist, im direkten Vergleich mit Originalaufnahmen der J.B.'s klingt das Album entschieden zu dünn und schwachbrüstig. Und das vermiest einem dann doch stellenweise den Spaß.