treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

item

Von Schönheit verführt

Mit seiner opulent angelegten Peer Gynt-Adaption im Großen Haus gelingt Enrique Gasa Valga erneut ein Publikumshit
Keine Frage: Dieser Mann weiß, was sein Publikum glücklich macht. Nichts weniger als das scheint Enrique Gasa Valgas Anspruch zu sein. Und auch mit seinem neuesten Tanzstück ‚Peer Gynt’ wird dies wieder vollauf gelingen. Standing Ovations bei der Premiere, eine Dame in der ersten Reihe, die ihm selig lächelnd eine Rose überreicht, was er mit galantem Handkuss quittiert, sind ziemlich eindeutige Belege. Tatsächlich schöpft der erklärte Publikumsliebling, dessen Erfolge fast schon wie Selbstläufer erscheinen, einmal mehr sprichwörtlich aus dem Vollen.

Mit Neuzugang Samuel Francis Pereira in der Titelrolle umweht Peer Gynt zwar eher das Flair eines modernen Casanova als das eines nordischen Antihelden, allerdings hat er als Tänzer sowohl in den Solos wie in den Pas de deux eine geradezu unwiderstehliche Strahlkraft. Die ihn umschwirrenden Frauenfiguren überzeugen dabei genauso wie die mythisch-archaischen Gestalten, die sich Peer Gynt auf seiner Lebensreise in den Weg stellen. Zudem gelingen Gasa Valga überaus dichte und berührende Sequenzen: etwa die Sterbeszene der Mutter mit der formidablen Marie Stockhausen und natürlich das bezaubernde Finale, wo Peer und seine Lebensliebe Solveig zur Musik von Johnny Cash fast ins Happy End hineinzufliegen scheinen.

Musikalisch setzt Gasa Valga dieses Mal auf die zeitweise atmosphärischen, dann wieder fast sperrigen Collagen des aus Innsbruck stammenden Sounddesigners Peter Kollreider, Peer Gynts romantische Bühnenmusik setzt er nur punktuell und zitathaft ein. Ausstattungsleiter Helfried Lauckner hat für die drehbare Bühne indes ein schwindelerregendes Gerüst konzipiert, das sich auf einer Seite als schroffe Haus- oder Felswand präsentiert, in welche das Videodesignteam Albert Serradó und Atzgerei Productions mittels 3D-Mapping immer wieder überaus real anmutende Szenerien projiziert. Dem nicht genug: Modedesignerin Dorothee Schumacher steckte die Tänzerinnen auf Initiative eines Innsbrucker Modegeschäfts auch noch in Kleidchen aus ihrer aktuellen Kollektion. Die sind zwar hübsch anzuschauen, aber für ein märchenhaftes Stück wie Peer Gynt vielleicht doch einen Tick zu kommerziell.

Keine Frage: Mit Peer Gynt hat Enrique Gasa Valgas erneut ein verführerisch schönes Gesamtwerk geschaffen. Mir war es stellenweise etwas zu glatt gebügelt. Denn letztlich ist Ibsens Peer Gynt eine sehr moderne Figur, in seiner Transformation vom manischen Selbstdarsteller, skrupellosen Karrieristen und beziehungsunfähigen Muttersohn hin zum verzweifelt Suchenden nach dem eigenen wahren Wesen. Von dieser seiner inneren Heldenreise, auch von dieser quälenden Leere, die er ja durch ständige Flucht nach vorne zu übertünchen versucht, hätte ich gern mehr gesehen und gespürt.

BILD:  Die schöne Verführerin und ihr nordischer Casanova: Peer Gynt (Samuel Francis Pereira) und die grüngekleidete Tochter des Trollkönigs (Anna Romanova).

Genie und Wahnsinn

Günter Gräfenberg begeistert in Tankred Dorsts Stück „Ich, Feuerbach“ im Kellertheater mit schillernder Schauspielkunst. Soviel ist schon zu Beginn klar: Dieser alte Schauspieler muss irgendwie ein seltsamer Vogel sein. Wie er etwa noch vor seinem Auftritt zusehends…

Zeitlos ernüchternd: Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“

Das Große Haus des TLT startete mit einem Klassiker des letzten Jahrhunderts ins neue Jahr. Konjunktur für eine Leiche: Das ist der Deal, den sich Milliardärin Claire Zachanassian als Rache oder Vergeltung für das Kaff ihrer Herkunft ausgedacht hat. Wenn die Güllener die…

Spannungs-Bogen mit Klassikern

Das BogenTheater präsentiert sich selbstbewusst mit Woody Allens Kultstück „Spiel´s nochmal, Sam“ und der Eigenproduktion „Romeo und Julia“. An Selbstbewusstsein und Tatendrang mangelt es den BogenTheater-Leuten wahrlich nicht. Nach „Central Park…

Johannes Gabl. Lachschlager im Keller wie im Turm.

Sowohl das Feinripp-Ensemble im Treibhaus wie Glattauers „Wunderübung“ im Kellertheater sorgen derzeit für Begeisterungsstürme Wenn es läuft, dann läuft´s. Das wird sich derzeit wohl auch Johannes Gabl denken, hat er doch in beiden Lachschlagern dieser…

Als Frau im Bann der Geschichte

Das Kammerspiel ‚Maultasch’ des Pitztalers Martin Plattner, das Sonntag im neuen K2 in der Werkstatt seine Uraufführung erlebte, ist ein atemberaubendes Meisterwerk. Letzte Woche galt für Premierengeher/innen mal wieder der alte Spruch: Entweder es passiert nix oder alles…

Performance Tanz Poesie / OFFTANZ tirol

Die neueste Produktion von OFFTANZTIROL (vormals Tanz 41) Tanz, Performance, Poesie: So lautet der Titel des aktuellen und Genre übergreifenden Tanzprojektes von OFFTANZTIROL (vormals Tanz 41), bei dem Eva Müller, Paolo Baccarani und Benito Marcelino gemeinsam mit mir als Autorin drei…

Von Schönheit verführt

Mit seiner opulent angelegten Peer Gynt-Adaption im Großen Haus gelingt Enrique Gasa Valga erneut ein Publikumshit Keine Frage: Dieser Mann weiß, was sein Publikum glücklich macht. Nichts weniger als das scheint Enrique Gasa Valgas Anspruch zu sein. Und auch mit seinem neuesten…

Weihnachten in der Mäuse-WG

Das aktuelle Kinderstück des TLT ‚Anton – das Mäusemusical’ wirft einen hinreißend verschmitzten Blick unter ein Wohnzimmersofa. Eines ist ziemlich sicher: Nicht nur Menschen mit latentem oder ausgeprägtem Putzfimmel werden nach diesem Stück umgehend…

Ver-rückte Wahrnehmung

Das Kellertheater eröffnete seine Saison mit einem meisterhaften Stück über Verdacht und Zweifel. Eines muss man Kellertheater-Chef Manfred Schild lassen: er hat einen überaus guten Riecher für atmosphärisch dichte kammerspielartige Stücke. Und er schaut sich…

Das Leben, ein fatales Spiel

Westbahntheater Jean Paul Sartre: Das Spiel ist aus. Zuletzt ist man fast ein wenig ratlos. Hätten die beiden, die vom Schicksal füreinander bestimmt waren, sich wirklich nur auf sich selbst, sprich ihre Liebe konzentrieren sollen? Reicht das für ein sinnerfülltes Leben? Ist…