treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

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Einipulvern, aussipulvern

Die sogenannte Jahres-Wasserscheide ist jeweils der Höhepunkt der Zeitrechnung. Das eine Jahr rinnt irgendwie südlich den Bach hinunter, während sich das neue Jahr nördlich seinen Weg bahnen wird oder umgekehrt.
An dieser imaginären Zeitklippe werden selbst die mittelmäßigsten Menschen zu introvertierten oder extrovertierten Hasardeuren, die sich kurz der Gegenwart stellen, die sich auch um Mitternacht nicht anhalten lässt und sich ritsch-ratsch in Zukunft und Vergangenheit gleichermaßen auflöst.
Die Extrovertierten sind die sogenannten Aussipulverer, die alles, was sie gerade an Kohle übrig haben, in Raketen und Alkohol anlegen und mit offenen Händen hinauswerfen. Manch einer hält dabei den Böller zu lange in der Hand und sprengt diese gleich weg als Gruß ans neue Jahr.
Die Introvertierten freilich machen auf Besinnung und übergeben das verflossene Jahr der Geschichte. Vor allem Archivare, Dichter und Historiker packen alles, was vom vergangenen Jahr übriggeblieben ist, in Kisten und überantworten diese einem Bunker in der Hoffnung, dass nachfolgende Generationen ihr eigenes Leben unterbrechen werden, um diesen gespeicherten Scheiß zu lesen und aufzuarbeiten.
In Sonderschichten müssen Journalisten diverser Medien ihre ausgestrahlten und ausgedruckten Meldungen kurz für einen  sogenannten Jahresrückblick zusammenfassen, ehe sie dem Vergessen überantwortet werden. Manch einer legt dabei eine kleine Besinnung hin, die ihm das ganze Jahr über nicht gelungen ist. Der Literaturchef im ORF-Tirol etwa verpackt das  persönlich gehaltene Resümee in eine grandiose Fügung: „In Tirol gibt es sehr viel tolle Kultur, aber letztlich haut einen nichts vom Sessel.“
Hinter dieser recht ernüchternden Formulierung steckt letztlich die Tatsache, dass die offizielle Kultur im Land von Fünfzig-Plus-Jährigen gemacht wird, die sich fallweise als Journalisten, Künstler, Beamte oder Publikum ausgeben. Diese unaufgeregte Kultur verschönert das Leben durch das ganze Jahr. In eine Krise gerät diese wohldosierte Lebensform höchstens zu Jahresende, wenn absolut nichts übrig bleibt, was man entweder in die Luft aussipulvern oder ins Archiv einipulvern könnte.

Geleaste Unfälle

Je weiter der Kapitalismus voranschreitet, umso mehr klumpt sich der Besitz um ein paar Wenige zusammen. Die Habenichtse müssen eben sehen, wo sie bleiben. Zum Trost für sie: Den Scheiß, den der Kapitalismus meistens anbietet, muss man nicht einmal als Hartz-Vier-Mensch (Tier?) besitzen.Als…

Schweizer Problem

Wenn der Bus vorne beschriftet ist und nach Telfs oder Schwaz fährt, wohin fährt dann der Anhänger? Und warum ist er nicht ebenfalls beschriftet? Und warum sitzt nie jemand drin im Anhänger?Der Verfasser dieses Problems ist meist ein Schweizer, heißt nach Möglichkeit Jakob oder Urs und hat…

Den Ausstieg gut eincremen!

Was ein guter Körper ist, schreit Tag und Nacht nach eincremen. Bislang ist man sich nur in pervers ausgeleuchteten Seitenkammern des Lebens mit der Creme ins Gesicht oder zwischen die Beine gefahren. Jüngster Trend jedoch ist das Eincremen von Primär- und Sekundärgenitalien in den…

Mit dem Rasenmäher durchs Budget

Das Rasenmähen gilt als das letzte Abenteuer. Man kann dabei die Finger verlieren, wenn man dann doch unten hinein greift, weil sich das Gras am Propeller verwickelt hat.Gerade das doofe Nebenerwerbsgras der Zweitwohnsitze ist völlig widerborstig, weil es sinnlos ist und ständig von zu hartem…

Diese sinnlosen Standpunkte

Manche Tibeter fangen zu weinen an, wenn der Name Dalai Lama fällt, und beklagen ihr Schicksal in China, dass sie nicht zu seiner Heiligkeit reisen dürfen.Seit der Dalai Lama von Tibet ausziehen musste werde ich etwa gleich lang in Tirol von einer Arschloch-Partei drangsaliert. Sechzig Jahre lang…

Zauberformel Oaschloch

An der Endstation des 13 A in der Wiener Skodagasse hat der Lenker noch Zeit für eine Zigarette und liest nebenher in einem E-Book. Die modernen E-Books sind so raffiniert abgeschattet, dass man sie im Freien vor einem Bus stehend lesen kann.Die Menschen rasen mit dem schnell geklebten Schuhwerk…

Die Düse tritt ab

Wegen seiner jahrzehntelangen Lärmentwicklung wird der Innsbrucker Flughafendirektor von den Lärm-Geplagten „Düse“ genannt. Jetzt tritt die Düse ab, nicht ohne noch einmal mit einem lauten Interview Geräusch zu machen.„Der Flughafen Innsbruck ist an seinen Grenzen angelangt und wird…

Totenfrau, ein gedrucktes Video-Game

Ein kluges Buch wendet sich an die Intelligenz des Lesers und bietet so nebenbei seine Freundschaft an. Wenn das Buch als abgerissener Konsumartikel mit der Brechstange der Werbesemantik auftritt, wird man als Leser vorsichtig.Bernhard Aichner hat mit seiner „Totenfrau“ einen…

Hansi Bircher

Manche Gesichter entwickeln ihre volle Werbe-Tragkraft erst, wenn man sie beim Scheißen zeigt. Dieses befreiende Grinsen einer von einem Produkt herunter glotzenden gequälten Seele ermuntert üblicherweise zum Kauf dieses Tiegels oder jener Dose, denn wenn auch alles sinnlos ist, so erlöst doch…

Kopf-Rollator

Rekonvaleszente treibt man im Frühjahr mit dem Rollator ins Freie hinaus, damit sie etwas Luft kriegen nach dem Winter und ein wenig die Witterung spüren auf der Haut.Diese kaputten Typen latschen dann verloren in der Umgebung herum, die sie nicht mehr authentisch spüren, weil sie längst in die…