Verdrängen mit Krimis
Zwischen 1981 und 1983 spielt sich der sogenannte Noricum-Skandal ab, bei dem man Kanonen der VOEST über Jordanien in den Irak liefert. Typisch österreichische Sprachfetzen bleiben einer ganzen Generation im Gedächtnis.
- Pudelts euch nicht auf, ein bissal ein Gschäfterl wird man wohl noch machen dürfen!
Jetzt 2017 tauchen diese Kanonen naturgemäß im syrischen Bürgerkrieg auf, und die österreichischen Sätze sind die gleichen geblieben.
- Meingott, ein bissal schiaßen wird man wohl noch dürfen!
Die Arbeiter und Manager von damals, meist aus der Sozialdemokratie, sind mittlerweile alle in Pension und haben ihr Leben schon zu Lebzeiten verdrängt.
Sie schlagen sich das Frühstücksei auf und sagen, wenn sie gebildet sind, im Stile von Antonio Fian und in seiner unverwechselbaren Dramolette-Manier:
- Da schau her, unsere Kanonen, gute Qualität, weit sind sie herumgekommen!
Öffentlich kann man halt nicht stolz sein auf sein Lebenswerk, aber Hauptsache, die Pension passt. Für die Bewältigung solcher ethischer Ungereimtheiten gibt es mittlerweile den Regional-Krimi, der meist mit leicht debilen Helden ausgestatteten ist. Viele warten schon heftig auf den den Mauthausen-Krimi, wo ein angesoffener Lokal-Detektiv in den Gasöfen herumstochert und sagt, es sei nichts.
An anderer Stelle soll jemand schon den Regional-Krimi vom Hitler-Haus schreiben, eine geschmacklose Farce, immer knapp an der Wiederbetätigung entlang. Der Kommissar soll darin während eines Verhöres Tapetenmuster mit Wasserzeichen entwerfen, die man auf die feuchten Mauern des Gebäudes kleben kann. Vielleicht steht auch das Design für ein Lesezeichen im Verhör-Notizblock, immerhin ist im Hitler-Haus lange die Volksbücherei untergebracht gewesen.
In Österreich wird alles zuerst einmal klug verdrängt und dann deppert in einem Krimi aufgearbeitet.