treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

EMEL MATHLOUTHI

ihre Stimme klingt nach Revolution und Freiheit. Ihr  „Kelmti Hourra“ wurde zur Hymne der tunesischen Jasmin-Revolution

ie Tunesierin Emel Mathlouthi  steht in direkter Linie zu den großen Diven des Maghreb, trägt aber auch das Erbe der Protestsänger der 60er-Jahre in sich. Ihre Einflüsse reichen von Dylan bis hin zu Cheikh Imam, und Elemente aus Rock und Elektro unterstreichen die Direktheit ihrer Protestsongs.
Als eine Galionsfigur des „Arabischen Frühlings“ zeigt sie beeindruckende Bühnenpräsenz und ihre Stimme klingt nach Revolution und Freiheit. Ihr Lied „Kelmti Hourra“ („Mein Wort ist frei“) wurde zu einer Hymne der tunesischen Yasmin-Revolution. Es ist „eine Hommage an diejenigen, die ihr Leben gelassen haben, damit wir in Tunesien frei leben können“, sagt sie. Ihre unvergesslichen Songs werden ihr auch einen festen Platz in der internationalen Pop-Szene verschaffen.

Emel Mathlouthi kennt in Tunesien jeder junge Mensch, der Ende 2010, Anfang 2011 im Zuge der tunesischen "Jasminrevolution" und am Beginne des "Arabischen Frühlings" auf die Straße gegangen ist, um eine neue politische Ära zu fordern. Ihre Lieder avancierten zu Straßenhymnen und waren ein mutiger Ruf nach Freiheit...
Ihr Debütalbum "Kelmti Horra" hört sich wie ein Manifest der Glückssuche und der Emanzipation an. Emel Mathlouthi bewahrt die Rauheit arabisch-tunesischer Musik und klingt trotzdem modern. Mediterran und urban sind bei ihr kein Widerspruch, elektronische Musik fügt sich organisch zu Gesang und akustischen Instrumenten. Ihre aufrüttelnden Texte kleidet sie in betörende Klangwelten, mischt arabische und jüdische Musik Tunesiens aus den 20er- bis 50er-Jahren mit Mezwed, einer sehr populären urbanen tunesischen Musik, die auf Perkussionsinstrumenten und Dudelsack gespielt wird.

Emel Mathlouthi – Gesang, Gitarre
Zied Zouari – Violine, Gesang
Imed Alibi – Perkussion, Gesang
Emmanuel Trouvé – Tasteninstrumente, Computer, Gesang


Am 29. Januar 2011 befinden sich die Straßen Tunesiens im Aufruhr. Ben Ali ist geflohen, eine bessere Zukunft scheint in Sicht. Auch Emel Mathlouthi fühlt diese Hoffnung, als sie innerhalb eines Themenabends mit dem Titel „Nova écoute la Tunisie“ im Studio von Radio Nova in Paris „Ya Tounes Ya Meskina“ anstimmt, begleitet nur von einer Gitarre. Sie erntet begeisterte Reaktionen: „ma belle Emeeeeeeeeel“, „Enorme talent“, „Princesssssssssssssssssssse“, „Très beau!“, „Bravo Emel, ҫa tue“. Emel Mathlouthi hat sich nie versteckt, im Gegenteil, sie gehört zusammen mit vielen anderen Künstlern zu den Pionieren, die sich die Freiheit genommen haben, sich auszudrücken.
Ein Jahr später, zu Beginn des Jahres 2012 erscheint „Kelmti Horra“: Ein erneutes Plädoyer für die Freiheit, das tief aus dem Herzen Emel Mathlouthis kommt und die Zeitepochen Tunesiens überschreitet. Der Titel des Liedes schlägt einer Epoche ein Schnippchen, in der die Freiheit überwacht wurde. Seit 2008 war schlagartig ein regelrechter Hype im Internet darum entstanden, es wurde zur informellen Hymne der Auflehnung der Menschen und verlor in dieser Periode voller Unsicherheiten nichts an Schärfe. Das Album versprach der Eckpfeiler  einer Musik zu werden, die weit über die Grenzen Tunesiens hinaus strahlte.  Mit ihrem mitreißenden Temperament, ihrer enormen Ausstrahlung und ihrer außergewöhnlichen Stimme hat Emel Mathlouthi begonnen, mit ihrer mediterranen und weltstädtischen Musik eine Reise um die Welt anzutreten.
Und damit wird ein Traum wahr, den Emel Mathlouthi in einem Vorort von Tunis hegte und pflegte, den Traum, sich als Künstlerin zu verwirklichen, während ihr Weg zunächst in Richtung Naturwissenschaften führte. Musikalisch reizte sie zunächst der Rock, mit ihrer Band an der Fakultät liebäugelte sie gar mit Gothic. Sie ließ sich von Pink Floyd inspirieren, war fasziniert von Dylan und schwärmte für Joan Baez. Am stärksten jedoch wurde sie von Klassik und Jazz sowie durch den Protestsänger Cheikh Imam aus Ägypten geprägt.
Im Jahr 2005 ermuntern sie ihre Freunde, auf den libanesischen Sänger Marcel Khalifé zurückzugreifen, auf einen Schlag setzt sie den Dichter Mahmoud Darwich in Musik um und beginnt, eigene Texte zu schreiben in einem Tunesien, das zwar überwacht wird, aber nicht schweigt. Sie gründet ihre eigene Gruppe und tritt im El Teatro auf, dem wichtigsten unabhängigen Kulturzentrum Tunesiens. Doch man beginnt, sie einzuschüchtern und droht ihr mit Verboten, Radio und Fernsehen bleiben ihr verwehrt. In Jordanien singt sie erstmals ihre Kompositionen auf Arabisch.
2007 wird Paris zu ihrer Wahlheimat und hier erlangt sie dank Culture France den Bekanntheitsgrad, der ihr zusteht.

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Das gibt es wirklich: dass man Musik zu verstehen glaubt, obwohl man der Sprache nicht mächtig ist, die sie transportiert. Emel Mathlouthi beispielsweise kommt aus Tunesien, singt auf Arabisch und tut das so inspiriert und intensiv, dass man den Eindruck hat, es ginge um ihr Überleben. Zu den Sanftheitselogen von Gitarre, Geige, Percussion und ein bisschen Elektronik interpretiert sie die Rolle der Frau im weißen Sommerkleid - sanft aber sehr entschieden