die zeit nach e.s.t. -
Bassist Dan Berglund ist weltweit bekannt durch seine Mitgliedschaft bei e.s.t., der einflussreichsten Jazzband der letzten Dekade. Esbjörn Svensson (piano) und Magnus Öström (drums) waren seine kongenialen Partner in dieser künstlerischen Einheit, die die Art wie Jazz heute verstanden wird entscheidend geprägt hat.
Eines von Dan Berglunds Markenzeichen ist die unglaubliche Wärme, der runde und volle Ton den er seinem Instrument entlocken kann, daneben auch der Gebrauch unzähliger Effekte um den Double Bass Sound zu verändern und bereichern.
Der plötzliche und tragischen Tod von Esbjörn Svensson bereitete der vielversprechendsten Jazzformation ein zu frühes Ende. Nachdem die erste Krise und der Unwille alleine weiterzumachen überwunden war, gründete Dan Berglund seine eigene Band.
Dan Berglund / double bass
Johan Lindström / guitars, lap- and pedalsteel, piano
Martin Hederos / piano, pumporgan, violin, keyboards, accordion
Andreas Werliin / drums, percussion
Tonbruket ist mehr als nur ein Neubeginn für Dan Berglund, der hier erstmals direkt als Komponist bezwingender Songs und Melodien hervortritt. Das Album erweist sich als spannendes, womöglich bereits wieder wegweisendes Projekt, das die Flamme von e.s.t. weiterreicht.
Als Mitglied von e.s.t. wurde der Bassist Dan Berglund weltbekannt. Das Trio mit Esbjörn Svensson am Klavier und Magnus Öström am Schlagzeug war, wie die London Times bescheinigte, die erfolgreichste und wahrscheinlich, einflussreichste Jazzband der vergangenen Dekade. Als künstlerische Einheit dreier ganz unterschiedlicher, aber gleichberechtigt beteiligter Musiker, prägte ihr einzigartiger Sound die aktuelle Auffassung von Jazz. Esbjörn Svensson stand dabei für die klassischen Einflüsse und Berglund wurde „der Rock’n’Roller des Trios“ genannt. Der tragische Unfalltod von Svensson im Juni 2008 zwang Berglund, sich neu zu orientieren. Er spielte viel mit alten Freunden aus der Zeit vor e.s.t. und langsam kristallisierte sich eine neue Band heraus: Tonbruket.
Tonbruket nennt man in Schweden große Workshops oder Studiobetriebe, die sozusagen Töne herstellen. „Uns gefiel der Klang dieses Ausdrucks – vor allem, weil unsere winzige Vier-Mann-Fabrik auch forscht und herstellt. Wir produzieren Töne, die, wenn sie zusammengekommen sind, hoffentlich zu guter Musik werden“, erzählt Berglund.
Natürlich kann und will Dan Berglund’s Tonbruket die Vergangenheit nicht verleugnen. „e.s.t. ist Teil meiner Geschichte, es beeinflusst mein Spiel und mein Komponieren noch heute. Ich war Teil von ihm, es war Teil von mir, und das wird immer so sein - genauso wie meine Hard-Rock-Vergangenheit immer ein Teil von mir gewesen ist“, sagt Berglund. So spürt man an vielen Stellen die DNA insbesondere von Leucocyte (ACT 9018-2), dem letzten e.s.t.-Album: Bei „Wolverine Hoods“ etwa die kraftvolle Entfaltung einfacher Melodien oder bei „Cold Blooded Music“ die sogartige Wirkung dynamischer Schleifen. Und in allen Stücken ist Berglunds unverwechselbares Bassspiel präsent, das den typisch vollen und warmen Ton mit dem ebenso signifikanten Einsatz vieler elektronischer Effekte verbindet.
Berglunds neues Projekt geht aber auch ganz andere und neue Wege. Was sich schon aus der Zusammensetzung der Band ergibt. Wie bei e.s.t. sind die Tonbruket-Musiker ganz unterschiedlicher Herkunft und formen sich zu einem gleichberechtigten Ganzen: Alle vier Musiker steuerten Kompositionen bei, alles wurde gemeinschaftlich arrangiert und produziert.
Mit dem Gitarristen Johan Lindström spielte Berglund bereits in den Neunzigern bei „Per Texas Johansson“. Auch als Mitglied von Kristofer Äströms „Runaways“ und als Begleiter von Sophie Zelmani stellte der Lap- und Pedalsteel- Spezialist seine Qualitäten unter Beweis. Pianist und Keyboarder Martin Hederos wiederum kommt als Mitglied der auch in den USA sehr erfolgreichen Band „The Soundtrack Of Our Life“ vom Alternative Rock. Und Schlagzeuger Andreas Werliin stellte im Duett „Wildbirds & Peacedrums“ mit seiner Frau seine vielseitigen, von Folk bis Freejazz reichenden Fähigkeiten unter Beweis.
Und so finden sich bei Tonbruket verblüffend vielfältige und schillernde Anklänge: an Ambient Music und Drum & Bass („Song For E“), oder gar an Artrock wie bei „Sister Sad“, das zwischendurch nach YES klingt, oder bei „Monstrous Colossus“, das an Emerson, Lake and Palmer erinnert. Bei „Gi Hop“ lässt sich Berglunds jugendliche Vorliebe für Hardrock-Bands wie Deep Purple oder Black Sabbath, mehr aber noch seine spätere Bewunderung von Pop-Revolutionären wie Radiohead oder Royksopp herauslesen. Meisterlich gelingt es dem Quartett, eine überzeugende Klammer für all diese Elemente zu finden: Vor allem in der Dominanz von Saitenklängen aller Art - klassisch akustisch bis elektronisch verfremdet - verleiht dieser Band einen bereits unverwechselbaren eigenen Ton.