Neujahrs-Scheiß
Gottseidank werden die von den Neujahrsansprachen geschundenen Jahre dann immer besser, als es die Neujahrsredner mit ihrem Gequassel befürchten lassen. Und heuer waren die Neujahrsansprachen durch die Bank ein Scheiß, weshalb 2004 ein gutes Jahr werden dürfte.Die stillste Ansprache kam heuer vom Papst. Da er sie sitzend hielt statt, wie befürchtet, im Liegen, waren alle Kommentatoren so mit seiner Sitzung beschäftigt, daß niemandem auffiel, daß er eigentlich gar nichts sagte.
Mit der Körperhaltung bereits im Jenseits hielt Herr Stoiber seine Rede im Stehen. Dabei zeigte er mit der mobilen Hand, bei der er die Finger zu einem geistigen Zipfel modelliert hatte, auf die gelähmte Hand, die er während der Rede wie einen Fremdkörper voller Ekel am eigenen Körper hinunter hängen ließ. Der Inhalt war zipfelig und ekelig zugleich: Die bösen Schweine in Berlin verhindern ein saftiges Wirtschaftstreiben und in Bayern wird man sich daher auf die Familie stürzen. Die deutschen Kirchenfunktionäre diskutierten alfabetisch eng über Kopftücher und Kruzifixe. Wenn es hängt, ist es ein Kopftuch, wenn er hängt, ist es ein Kruzifix. Soviel zum Streit um religiöse Symbole.
In Österreich wurden die Neujahrsansprachen mit versteinertem Face windschlüpfrig zur Vierschanzentournee gehalten. Die Kandidatinnen und Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl übten sich bereits in semantischer Scheiße und sagten nichts, während der Mund asynchrone Bewegungen ausführte.
Alle Neujahrsreden hatten eines gemeinsam: Je mehr die Sprechkörper ein glückliches neues Jahr wünschten, um so heftiger sagten sie in der Körpersprache: Leck mich am After!
Es wird ein hervorragendes Jahr, denn die Ansprachen zum Start sind grandios wie eben nur zu Schaltjahren ausgefallen.





