treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

item

Entwurf für einen digitalen Schäferroman

Der Schäfer der Gegenwart sitzt mit seinem Allrad-Dacia irgendwo in einer Einkerbung des Lechtales und onaniert, während er sich die neuesten Tarife eines Handy-Spezialisten durch Ö3 durchgeben lässt.
Eigentlich will er bloß einen möglichst nahen Verkehrsfunk hören, denn er sitzt in der Nähe des Hahntennjochs und da sind immer die Grauhaarigen unterwegs, die es pünktlich ab- und ins Grab wirft.
Ö3 am Punkt mit Punkt oder so, aber dann gibt es doch noch ein paar Konsumhinweise, so dass der Schäfer seine Schafe vergisst und wahrscheinlich etwas kaufen wird, in Imst vielleicht oder in Reutte oder gar in Füssen.
Zum Kaufen brauchst du eine Stadt, im Schäferland kannst du dir nichts kaufen und auch der Speck unter dem Schweizer Messer zerbricht erstaunlich künstlich, weil er seit der Geburt des Ferkels sehr künstlich ist, eigentlich seit seiner Zeugung. Ein Ferkel musst du so lange künstlich zeugen, wie das Schnitzel später im Fett liegen muss oder der Speck in seiner Kunst-Panier aus Rauch und synthetischen Gedärmen.
Nein das sind schon die Würste, die der Schäfer erst am Abend essen wird, wenn er sich vorher etwas Ordentliches in Reutte gekauft hat, ein neues Galaxy vielleicht. Immerhin ist er jetzt mit dem Wixen fertig und kann den Sender im Dacia ausmachen, die Hose hochziehen und draußen auf die Schafe schauen, die sich in einer Ecke der Botanik gegenseitig die Genitalien lecken, was als Lämmchen-Schulung durchgeht, wenn der Wolf als Polizist kommt.
Jetzt gibt es aber erst mal einen Red Bull, denn nach dem Wixen stellt sich immer ein leises Kopfweh ein, mit diesem süßen Duft schon geht alles weg und es ist wie ein Formel 1 Sieg über das Führer-Auto Mercedes, wenn du einen Red Bull getrunken hast an die Hecktür des Dacia gelehnt.
Der Schäfer blickt kurz auf die Schäfer-App, die ihm in Echtzeit zeigt, dass soeben zwei Schafe verendet sind. Er müsste sich jetzt gleich hin navigieren zu den Kadavern, damit er die Ohren-Marken noch frisch aus den Löffeln ziehen kann, denn ohne diese Subventions-Köder ist die ganze Schafzucht sinnlos, in der EU gilt nur, was als amtlicher Schaf-Code vorliegt. So ein Schaf besteht zu neunzig Prozent aus Subvention und zehn Prozent Wasser, weshalb Schafe bei  Trockenheit auch sofort eingehen.
Ah, bingo, noch zwei Schafe sind kaputt! - Für solche Fälle ist an die Schäfer-App eine Excel-Tabelle angeschlossen, auf der man hoch und quer den Ist-Stand auf der Alm ablesen kann sowie den Informationsstand der Schafbesitzer, schließlich ist der moderne Schäfer bloß ein Shareholder seiner Schafe.

Mäßig gelungene Hinrichtung

Wie immer liefern die Amis den besten Stoff, wenn es um Hinrichtungen, Gewalt und Gericht geht. In Ohio geht mit Krawatte ein 53-Jähriger zur Hinrichtung, geschmückt, als ob es eine Firmung wäre. Ein bisschen erinnert er an Charles Bronson, der in seinen Filmen ja stets Gefängnisstufen bergauf…

Mein Tagebuch in hundert Jahren

Tagebücher werden gerne vor die Kamera gezerrt und geframed, also mit einem journalistischen Tagesrahmen versehen. In Tirol heute zelebriert gerade Georg Laich hundert Jahre Erster Weltkrieg und zitiert aus den Aufzeichnungen eines Kaiserjägers oder was, der blöd schaut, als er in…

Hocke der Revolution

In jeder Stadt auf der Welt, die über die Größe von Lienz hinausragt, gibt es einen zentralen Platz, worauf Google-Map sein Fähnchen der Relevanz einrammen kann.An diesen Plätzen können bei Bedarf die Unruhen und Revolutionen ausbrechen wie jüngst in Kiew oder Kairo. Wichtig ist ausreichend…

Visit My Farm!

Am Samstagmorgen reißt dich eine Botschaft auf einer Spar-Banane von Dole aus den Federn, während droben gerade zwei Jets den Morgenschub aus ihren heißen Aggregaten auf den Talkessel und in die beschissene Stadt absetzen.Visit My Farm! - schreit am Küchenbord die Banane während oberhalb des…

Kleiner Ausflug aus dem Bundesrat

Das Gegenteil einer Weltnachricht ist vielleicht eine Provinznachricht auf Weltniveau. Wenn Österreich ab und zu mit der Welt in Berührung kommt, entwickeln sich daraus herzergreifende Geschichten von Größe und Kleinheit.Zur Trauerfeier für Nelson Mandela fährt ein gewisser Todt aus…

Blättern im Herbst

Die Toten, schön untereinander gereiht, sind in jedem Medium der Hingucker, wenn nicht gar der Renner. Was wäre unsere patriotische Todeltodel ohne die Samstagausgabe, in der sich sinnigerweise die Inserate über offene Wohnungen mit jenen der soeben darin Verstorbenen decken.Für den…

Mit Verfassung sterben

Die Dollfüßler geben nicht auf. Als Märtyrer der Diktatur reklamieren sie alles in die Verfassung, was der Österreicher vielleicht für sich und ohne Staat regeln könnte.Nach dem erbärmlichen Getue um Gott in der Verfassung, wobei sich vor allem die Habsburgerei und sinnigerweise der…

Wie die Missionarsstellung ins Paznaun gekommen is

Natürlich lässt sich die Einführung von etwas Kompliziertem, wie es die Missionarsstellung zweifelsohne ist, bei einer recht schlichten Bevölkerung nur über den Umweg über ein redomestiziertes Haustier bewerkstelligen.Der Tiroler Sexualatlas ist ziemlich ungenau, was seine Stellungen…

Aushorchen und auslesen

Noch im Frühjahr sind quer über den Kontinent sogenannte Piraten zwischen den Wahlurnen herumgelaufen und haben ihr Nicht-Programm kundgetan: Das Netz gehört allen! Keine Privatsphäre! Kein Urheberrecht!Viele haben diesem Programm applaudiert, ohne zu ahnen, dass es von amerikanischen…

Der grüne Bär

Wo früher am Rand der Stadt Kinder gespielt haben, sind jetzt überall Autobahnen gebaut, an denen die Grünen ihre Demonstrationen herunter spielen.In Alland an der Wiener Außenring-Autobahn stoppt die Behörde einen LKW, worin ein Zirkusbär mit seinem Freund, dem Schäferhund, sitzt. Noch ehe…