Kleiner Ausflug aus dem Bundesrat
Das Gegenteil einer Weltnachricht ist vielleicht eine Provinznachricht auf Weltniveau. Wenn Österreich ab und zu mit der Welt in Berührung kommt, entwickeln sich daraus herzergreifende Geschichten von Größe und Kleinheit.Zur Trauerfeier für Nelson Mandela fährt ein gewisser Todt aus Österreich nach Südafrika, wie schon der Name sagt, die Idealbesetzung für solche Ereignisse.
Dieser Todt ist Präsident des Bundesrates und eine sehr bedeutsame Figur, nicht nur er persönlich, sondern das was er darstellt und umgekehrt.
Die Bundesländervertretung liegt, wie auch hier der Name sagt, so entlegen, dass der Weg aus der Bundesländervertretung hinaus auf den Flughafen Tage dauert. Folglich kommt der Todt aus Österreich erst einen Tag nach allen Weltpolitikern zu den Feierlichkeiten für den verstorbenen Heroen ins Südafrikanische Begräbnis-Stadion.
Der Verspätete sagt zum Verstorbenen Hallo und fragt jemand der Umstehenden unter der Hand, wer Nelson Mandela da zu Lebzeiten gewesen ist, man hat ihn als Bundesrat nicht über die sonstige Welt informiert.
Jemand hat einen kleinen Drei-D-Drucker griffbereit und druckt eine Kerze aus und den deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag über Nelson Mandela. Der österreichische Todt liest alles aufmerksam durch und unterstreicht ein paar Fügungen im Mandela-Lebenslauf, die er als österreichischer Bundesländervertreter noch nie gehört hat.
Jetzt kommt Bewegung ins Stadion und Todt schließt sich selbstsicher den Delegationen an, die schon wieder zum Flughafen strömen und in alle Welt heim fliegen.
Zu Hause im Bundesrat freuen sich alle voll, dass Herr Todt wieder gesund zurückgekommen ist aus dem Beinahe-Reich des Todes und pünktlich wieder den verwaisten Bundesrat übernehmen kann. Der Bundesrat ohne diesen Begräbniskünstler wäre für Monate gelähmt, jetzt aber kann er fit weitermachen.