treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

ENDLICH: DEN NEUEN TREIBHAUS*KONZERT*PASS gibts: für den TURM*SOMMER 2024

der neue treibhaus*konzert*paß ist bereits erhältlich - SOMMER- 2024 - gilt ab 24.05. bis 22.09., kost noch immer 44€30 - online - hier & jetzt. & ab sofort im treibhaus auch. lasset uns singen, tanzen & springen

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Journalismus. Macht. Wirklichkeit.

Wo ist eigentlich Krieg? - Dort wo der Wehrschütz ist. Dieser Witz über die Kriegsberichterstattung des ORF zeigt das Dilemma des modernen Journalismus. Nachrichten entstehen nur mehr dort, wo jemand das Geld hat, jemanden hinzuschicken, oder im Netz, wo alles eine Nachricht ist.
Andreas Koller geht 2016 in seiner „Theodor-Herzl-Vorlesung“ an der Uni Wien nicht nur diesen Witzen auf den Grund, er versucht anhand der Groß-Begriffe Zeitgeist, Moral und Politik eine Lanze für den klassischen Journalismus zu brechen, der sich momentan fast täglich rechtfertigen muss.
Die Nachrichten haben sich insofern durch das Netz geändert, als es nicht mehr um die Übermittlung eines Ereignisses geht, sondern um die Auswahl, Erklärung und Deutung. Das ist an und für sich schon immer die Aufgabe des Journalismus gewesen, freilich ist er nach dem Zusammenbruch der deklarierten Parteipresse in einen diffusen Raum gestoßen, worin jeder mit Geld eine Nachricht lancieren konnte. Wie würden sich sonst Kampagnen für den EU-Beitritt, gegen Sanktionen, für und gegen Flüchtlingsaufnahme erklären lassen, wenn nicht durch Geld?
Andreas Koller erklärt die veränderte Sensibilität für diese Zusammenhänge mit jener generellen Vorsicht, mit der mittlerweile Nachrichtenübermittlern misstraut wird. Dabei stellt er sogenannte Reinigungsbecken des Nachrichtenwesens zusammen, wie es etwa der Presserat ist. Gerade weil zwischen dem Einschreiten des Staatsanwaltes und der ungehemmten Verbreitung von Nachrichten Platz für qualitativen Journalismus ist, ist die Freiwilligkeit des Presserates eine Möglichkeit, über ethische Empfindungen zu einer Klärung falscher Nachrichten zu gelangen.
Ein typisch österreichisches Malheur ist einerseits das Monopol durch den ORF und andererseits die Presseförderung, die mit Daueraufträgen der Regierung an den Boulevard konterkariert wird. Ursprünglich sollten die Förderungen für Parteien und Presse gleich hoch sein, um den Wert des Journalismus bei der Aufrechterhaltung der Demokratie zu unterstützen. Mittlerweile kassieren die Parteien zehnmal mehr an Parteienförderung als es Presseförderung gibt.
Mit dem wunderschönen Begriff Amtsverschwiegenheit geht die Republik indirekt gegen den Journalismus vor, ganz nach der österreichischen Methode, wonach etwas im Zweifelsfalle in Punschkrapfen-Manier sehr süß und rosa gegessen wird.
In der sogenannten „Werkstatt-Abteilung“ gibt Andreas Koller Auskunft über den Sinn des Journalismus, die Sehnsucht nach gutem Journalismus und die Verantwortung der Journalisten. Letztlich endet jede Nachricht bei der Menschenwürde, weshalb selbst beim kleinsten Ereignis nicht geschludert werden darf.
Zwischen den Zeilen vermittelt Andreas Koller noch so schöne Botschaften wie: Lesen und Bildung sind für den Journalisten das Um und Auf, es lohnt sich, bei der Wahrheit zu bleiben, wenn man die Nachrichten wie ein Sir behandelt, behandeln einen letztlich auch die Menschen wie einen Sir. Das Publikum nämlich ist insgesamt gut, wie wir alle, und hat ein Anrecht auf gut übermittelte Nachrichten, die nicht unbedingt gut sein müssen.

Andreas Koller: geb. 1961, ist Redakteur bei den Salzburger Nachrichten.
Journalismus. Macht. Wirklichkeit. Wozu Journalismus dient. Woran er krankt. Und was er mit der Politik zu tun hat.
Wien: Picus 2017. 150 Seiten. EUR 20,-. ISBN 978-3-7117-2050-4.

Mäßig gelungene Hinrichtung

Wie immer liefern die Amis den besten Stoff, wenn es um Hinrichtungen, Gewalt und Gericht geht. In Ohio geht mit Krawatte ein 53-Jähriger zur Hinrichtung, geschmückt, als ob es eine Firmung wäre. Ein bisschen erinnert er an Charles Bronson, der in seinen Filmen ja stets Gefängnisstufen bergauf…

Mein Tagebuch in hundert Jahren

Tagebücher werden gerne vor die Kamera gezerrt und geframed, also mit einem journalistischen Tagesrahmen versehen. In Tirol heute zelebriert gerade Georg Laich hundert Jahre Erster Weltkrieg und zitiert aus den Aufzeichnungen eines Kaiserjägers oder was, der blöd schaut, als er in…

Hocke der Revolution

In jeder Stadt auf der Welt, die über die Größe von Lienz hinausragt, gibt es einen zentralen Platz, worauf Google-Map sein Fähnchen der Relevanz einrammen kann.An diesen Plätzen können bei Bedarf die Unruhen und Revolutionen ausbrechen wie jüngst in Kiew oder Kairo. Wichtig ist ausreichend…

Visit My Farm!

Am Samstagmorgen reißt dich eine Botschaft auf einer Spar-Banane von Dole aus den Federn, während droben gerade zwei Jets den Morgenschub aus ihren heißen Aggregaten auf den Talkessel und in die beschissene Stadt absetzen.Visit My Farm! - schreit am Küchenbord die Banane während oberhalb des…

Kleiner Ausflug aus dem Bundesrat

Das Gegenteil einer Weltnachricht ist vielleicht eine Provinznachricht auf Weltniveau. Wenn Österreich ab und zu mit der Welt in Berührung kommt, entwickeln sich daraus herzergreifende Geschichten von Größe und Kleinheit.Zur Trauerfeier für Nelson Mandela fährt ein gewisser Todt aus…

Blättern im Herbst

Die Toten, schön untereinander gereiht, sind in jedem Medium der Hingucker, wenn nicht gar der Renner. Was wäre unsere patriotische Todeltodel ohne die Samstagausgabe, in der sich sinnigerweise die Inserate über offene Wohnungen mit jenen der soeben darin Verstorbenen decken.Für den…

Mit Verfassung sterben

Die Dollfüßler geben nicht auf. Als Märtyrer der Diktatur reklamieren sie alles in die Verfassung, was der Österreicher vielleicht für sich und ohne Staat regeln könnte.Nach dem erbärmlichen Getue um Gott in der Verfassung, wobei sich vor allem die Habsburgerei und sinnigerweise der…

Wie die Missionarsstellung ins Paznaun gekommen is

Natürlich lässt sich die Einführung von etwas Kompliziertem, wie es die Missionarsstellung zweifelsohne ist, bei einer recht schlichten Bevölkerung nur über den Umweg über ein redomestiziertes Haustier bewerkstelligen.Der Tiroler Sexualatlas ist ziemlich ungenau, was seine Stellungen…

Aushorchen und auslesen

Noch im Frühjahr sind quer über den Kontinent sogenannte Piraten zwischen den Wahlurnen herumgelaufen und haben ihr Nicht-Programm kundgetan: Das Netz gehört allen! Keine Privatsphäre! Kein Urheberrecht!Viele haben diesem Programm applaudiert, ohne zu ahnen, dass es von amerikanischen…

Der grüne Bär

Wo früher am Rand der Stadt Kinder gespielt haben, sind jetzt überall Autobahnen gebaut, an denen die Grünen ihre Demonstrationen herunter spielen.In Alland an der Wiener Außenring-Autobahn stoppt die Behörde einen LKW, worin ein Zirkusbär mit seinem Freund, dem Schäferhund, sitzt. Noch ehe…