treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

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Kunstverschluss

Die Sprache ist an manchen Tagen schon ein „Luader“. Da müssen wir Künstler ununterbrochen erklären, dass das, was wir machen, Kunst ist, und dann geht ein Arzt her, macht aus heiterem Himmel einen Kunstfehler, und alle staunen und sagen, es sei Kunst.
Soeben wurde ein Innsbrucker Starchirurg wegen eines Kunstfehlers verurteilt. Mindestens so bemerkenswert wie die Tatsache, dass ein Darmverschluss zu einem Reputationsverschluss führen kann, ist die Empörung, mit der der Chirurg das Urteil entgegennahm. (Wie nimmt man eigentlich als Chirurg ein Urteil entgegen? Wie das sterile Besteck im Operationssaal?)
Wir alle haben den mediensympathischen Professor noch vor unseren Flimmerkistenaugen. Gerade hat er den slowakischen Präsidenten operiert, „Tirol rettet dem befreundeten slowakischen Volk das Leben“, heißt es in der Patriotenpresse. Denn wer einen Präsidenten operiert, operiert das ganze Volk. Das ist ja die Aufgabe eines Präsidenten, dass er für das ganze Volk leidet, sich in Lebensgefahr begibt und operieren lässt.
Na und dann das! Ein scheinbar längst verheilter Darmverschluss führt zu dieser Karrierekatastrophe. Diese Operation ist eben nicht gut ausgegangen, der Patient ist verstorben und nun reißt er noch einen Star mit ins Grab.
Was können Normalsterbliche und meist anonym Operierte daraus lernen?
Wer hoch „auffi“ kommt, kommt auch tief „obi“! Jedes Interview, das du heute als Sieger gibst, musst du morgen als Erniedrigter und Geächteter zurücknehmen. Am besten du hältst immer die Gosche, wenn ein Medium unterwegs ist.
Alles, was du als hohes Tier tust, hat tiefe Auswirkungen. Wenn du in einer Professorenaura schwebst und dir alle das sterile Besteck mit dem vorgewärmten Griff in deine Hand reichen, musst du auch wissen, dass es im Leben unsterile Instrumente mit dem Spitz in deine Richtung gibt.
Das Urteil ist für den Starchirurgen deprimierend. Aber er kriegt wenigstens noch einmal im Leben mit, dass es eine Welt außerhalb der Professorenhülle gibt. Dass es nicht nur die schöne Anrede und das Hofieren gibt, sondern auch das Leck mich am Arsch.
So gesehen ist der Kunstfehler wirklich zu einer hohen Kunst der Kommunikation geworden.

Mäßig gelungene Hinrichtung

Wie immer liefern die Amis den besten Stoff, wenn es um Hinrichtungen, Gewalt und Gericht geht. In Ohio geht mit Krawatte ein 53-Jähriger zur Hinrichtung, geschmückt, als ob es eine Firmung wäre. Ein bisschen erinnert er an Charles Bronson, der in seinen Filmen ja stets Gefängnisstufen bergauf…

Mein Tagebuch in hundert Jahren

Tagebücher werden gerne vor die Kamera gezerrt und geframed, also mit einem journalistischen Tagesrahmen versehen. In Tirol heute zelebriert gerade Georg Laich hundert Jahre Erster Weltkrieg und zitiert aus den Aufzeichnungen eines Kaiserjägers oder was, der blöd schaut, als er in…

Hocke der Revolution

In jeder Stadt auf der Welt, die über die Größe von Lienz hinausragt, gibt es einen zentralen Platz, worauf Google-Map sein Fähnchen der Relevanz einrammen kann.An diesen Plätzen können bei Bedarf die Unruhen und Revolutionen ausbrechen wie jüngst in Kiew oder Kairo. Wichtig ist ausreichend…

Visit My Farm!

Am Samstagmorgen reißt dich eine Botschaft auf einer Spar-Banane von Dole aus den Federn, während droben gerade zwei Jets den Morgenschub aus ihren heißen Aggregaten auf den Talkessel und in die beschissene Stadt absetzen.Visit My Farm! - schreit am Küchenbord die Banane während oberhalb des…

Kleiner Ausflug aus dem Bundesrat

Das Gegenteil einer Weltnachricht ist vielleicht eine Provinznachricht auf Weltniveau. Wenn Österreich ab und zu mit der Welt in Berührung kommt, entwickeln sich daraus herzergreifende Geschichten von Größe und Kleinheit.Zur Trauerfeier für Nelson Mandela fährt ein gewisser Todt aus…

Blättern im Herbst

Die Toten, schön untereinander gereiht, sind in jedem Medium der Hingucker, wenn nicht gar der Renner. Was wäre unsere patriotische Todeltodel ohne die Samstagausgabe, in der sich sinnigerweise die Inserate über offene Wohnungen mit jenen der soeben darin Verstorbenen decken.Für den…

Mit Verfassung sterben

Die Dollfüßler geben nicht auf. Als Märtyrer der Diktatur reklamieren sie alles in die Verfassung, was der Österreicher vielleicht für sich und ohne Staat regeln könnte.Nach dem erbärmlichen Getue um Gott in der Verfassung, wobei sich vor allem die Habsburgerei und sinnigerweise der…

Wie die Missionarsstellung ins Paznaun gekommen is

Natürlich lässt sich die Einführung von etwas Kompliziertem, wie es die Missionarsstellung zweifelsohne ist, bei einer recht schlichten Bevölkerung nur über den Umweg über ein redomestiziertes Haustier bewerkstelligen.Der Tiroler Sexualatlas ist ziemlich ungenau, was seine Stellungen…

Aushorchen und auslesen

Noch im Frühjahr sind quer über den Kontinent sogenannte Piraten zwischen den Wahlurnen herumgelaufen und haben ihr Nicht-Programm kundgetan: Das Netz gehört allen! Keine Privatsphäre! Kein Urheberrecht!Viele haben diesem Programm applaudiert, ohne zu ahnen, dass es von amerikanischen…

Der grüne Bär

Wo früher am Rand der Stadt Kinder gespielt haben, sind jetzt überall Autobahnen gebaut, an denen die Grünen ihre Demonstrationen herunter spielen.In Alland an der Wiener Außenring-Autobahn stoppt die Behörde einen LKW, worin ein Zirkusbär mit seinem Freund, dem Schäferhund, sitzt. Noch ehe…