treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

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Zwischen nuttig und Nutella

Mittlerweile werden die Tiroler Postkästen im Zweitagesrhythmus von mickrigen Gratiszeitungen vollgestopft. In Innsbruck erledigen diese Verstopfung immer das rote „tip“ und das blaue „Stadtblatt“.
Diese Blätter haben ein geradezu Ekel erregend süßliches Niveau und die Klebrigkeit der Berichte erinnert an Nutella. Was heißt Berichte, in diesen roten und blauen Entsorgungsblättern steht mittlerweile rein gar nichts mehr drin.
Glossen, Gedanken oder gar recherchierte Beiträge sind längst samt ihren ehemaligen Schreibern in der Versenkung verschwunden. Jene paar Zeilen, die noch wie ein Beitrag ausschauen, sind nach dem Muster von geographischen Tatsachen und Bildbeschreibungen aufgebaut.
Die Museumstraße – immer noch da!
Die Erlerstraße – bald wieder da!
Die Speckbacherstraße – immer noch ausgestorben!
Die Straßenbahn – immer noch alt!
Die Stadtregierung – immer emsig da!
Während das rote Blatt zu einer reinen Fresszeitung verkommen ist, worin ständig berichtet wird, dass Kellnerinnen die Vorspeise zu Beginn und das Dessert am Schluss der Verdauungswinde servieren, gibt es im blauen Blatt Nutten, bis es einem die Augen verdreht.
Was denken sich die Herausgeber solcher Zeitungen eigentlich? Sie wollen Cash machen und verwenden unsere Postkästen dazu, aber warum können sie nicht wenigstens einen Hauch von Zuwendung mit ihrem Geschäft verbinden?
Warum werden wir Tiroler flächendeckend als Hormontrottel behandelt, die nichts als Geilheit im Kopf haben?
Und dann gibt es immer noch so kindische Kultureinrichtungen wie das Bierstindl oder das Literaturhaus, die in diesen Affenzeitungen inserieren. Als ob es Sinn macht, einen polnischen Literaturabend unter den Nuttennummern polnischer Einwegdamen zu verstecken.
Der Markt ist ja ein geduldiges Ding, aber manchmal kippt der Markt, und dann ist er hin. Diese Bezirks-, Stadt- und Blickblätter haben es mittlerweile geschafft, den Lesern die letzte Leselust zu nehmen. Das ist schade, denn es gibt ja jede Menge Nachrichten und Geschichten, die man den Tirolern durchaus erzählen könnte.

Mäßig gelungene Hinrichtung

Wie immer liefern die Amis den besten Stoff, wenn es um Hinrichtungen, Gewalt und Gericht geht. In Ohio geht mit Krawatte ein 53-Jähriger zur Hinrichtung, geschmückt, als ob es eine Firmung wäre. Ein bisschen erinnert er an Charles Bronson, der in seinen Filmen ja stets Gefängnisstufen bergauf…

Mein Tagebuch in hundert Jahren

Tagebücher werden gerne vor die Kamera gezerrt und geframed, also mit einem journalistischen Tagesrahmen versehen. In Tirol heute zelebriert gerade Georg Laich hundert Jahre Erster Weltkrieg und zitiert aus den Aufzeichnungen eines Kaiserjägers oder was, der blöd schaut, als er in…

Hocke der Revolution

In jeder Stadt auf der Welt, die über die Größe von Lienz hinausragt, gibt es einen zentralen Platz, worauf Google-Map sein Fähnchen der Relevanz einrammen kann.An diesen Plätzen können bei Bedarf die Unruhen und Revolutionen ausbrechen wie jüngst in Kiew oder Kairo. Wichtig ist ausreichend…

Visit My Farm!

Am Samstagmorgen reißt dich eine Botschaft auf einer Spar-Banane von Dole aus den Federn, während droben gerade zwei Jets den Morgenschub aus ihren heißen Aggregaten auf den Talkessel und in die beschissene Stadt absetzen.Visit My Farm! - schreit am Küchenbord die Banane während oberhalb des…

Kleiner Ausflug aus dem Bundesrat

Das Gegenteil einer Weltnachricht ist vielleicht eine Provinznachricht auf Weltniveau. Wenn Österreich ab und zu mit der Welt in Berührung kommt, entwickeln sich daraus herzergreifende Geschichten von Größe und Kleinheit.Zur Trauerfeier für Nelson Mandela fährt ein gewisser Todt aus…

Blättern im Herbst

Die Toten, schön untereinander gereiht, sind in jedem Medium der Hingucker, wenn nicht gar der Renner. Was wäre unsere patriotische Todeltodel ohne die Samstagausgabe, in der sich sinnigerweise die Inserate über offene Wohnungen mit jenen der soeben darin Verstorbenen decken.Für den…

Mit Verfassung sterben

Die Dollfüßler geben nicht auf. Als Märtyrer der Diktatur reklamieren sie alles in die Verfassung, was der Österreicher vielleicht für sich und ohne Staat regeln könnte.Nach dem erbärmlichen Getue um Gott in der Verfassung, wobei sich vor allem die Habsburgerei und sinnigerweise der…

Wie die Missionarsstellung ins Paznaun gekommen is

Natürlich lässt sich die Einführung von etwas Kompliziertem, wie es die Missionarsstellung zweifelsohne ist, bei einer recht schlichten Bevölkerung nur über den Umweg über ein redomestiziertes Haustier bewerkstelligen.Der Tiroler Sexualatlas ist ziemlich ungenau, was seine Stellungen…

Aushorchen und auslesen

Noch im Frühjahr sind quer über den Kontinent sogenannte Piraten zwischen den Wahlurnen herumgelaufen und haben ihr Nicht-Programm kundgetan: Das Netz gehört allen! Keine Privatsphäre! Kein Urheberrecht!Viele haben diesem Programm applaudiert, ohne zu ahnen, dass es von amerikanischen…

Der grüne Bär

Wo früher am Rand der Stadt Kinder gespielt haben, sind jetzt überall Autobahnen gebaut, an denen die Grünen ihre Demonstrationen herunter spielen.In Alland an der Wiener Außenring-Autobahn stoppt die Behörde einen LKW, worin ein Zirkusbär mit seinem Freund, dem Schäferhund, sitzt. Noch ehe…