treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

LUKAS GRAHAM

NEXT LEVEL SHIT  aus der dänischen Groß-Kommune Christiania - die neue Skandinavien-Indiesoul-welle

Der junge Däne und Halb-Ire hat eine Stimme und einen Sound, den man erst mal nicht mit Dänemark in Verbindung bringt. Die alten Werte und Traditionen des amerikanischen Soul mischt er gekonnt mit der frechen Attitüde und rebellischen Art eines Jungen, der in Kopenhagens berüchtigtsten Stadtteil Christiania aufgewachsen ist. Ein eigenwilliger, energiegeladener Mix, der das Publikum unweigerlich zur begeisterten Teilnahme zwingt. Die auf Youtube kursierenden Live-Kostproben des neuen Albums verzeichneten jeweils schon vor dem Release des Albums in Dänemark über 300.000 Klicks und haben mittlerweile die Millionenmarke geknackt. Trotzdem hat er seine rebellische Art nicht verloren und präsentiert sich auf den Live-Konzerten gewohnt lässig als Vertreter des Christiania-Spirits.

Es gibt einen Ort im kalten Königreich Dänemark, wo kugelsichere Kleidung verboten ist, dafür aber Cannabis geduldet wird: Christiania. Seit 1971 trotzen Kommunarden hier der Hauptstadt Kopenhagen 34 Hektar Wohnfläche ab. Auf dem ehemaligen Militärgelände haben zirka 900 Bewohner ein autonomes Viertel errichtet, das eigenen Gesetzen gehorcht, das Verbot kugelsicherer Kleidung ist eines von vielen.
Neuerdings hat Christiania auch einen Popstar: Den wunderbaren Soulsänger Lukas Graham. Der Halb-Ire wurde hier an einem Septembertag auf dem elterlichen Sofa geboren. "Seitdem bin ich hier und will auch nicht weg. Ich kenne einfach nichts anderes." sagt der Dreiundzwanzigjährige. Seine Kumpels "Lovestick" (Drums), "Magnùm" (Bass) und "Ristorp" (Keyboard) kommen aus Kopenhagen, wohnen zwar nicht in der Freistadt Christinia, wurden aber angelockt, wie so viele, von ihren Verheißungen.
Yogis, Hippies, Vogelfreie sind in Christiania willkommen, was die Phantasie aller Freiheitsliebenden beflügelt. "Wir sind eine Insel im Meer des Kapitalismus", sagt Lukas Graham dazu. Als linke Touristenattraktion dürfte die Zukunft des Gebietes damit gesichert sein und jetzt wird es noch bekannter - nicht durch Hippie-Mucke, sondern durch diese vier Slacker-Typen:

In offiziellen Terminkalendern tauchen die Gigs der Band in Christianias Musikcafé "Loppen" auf. Man ist längst auch Teil des kulturellen Establishments, und wer sich im Netz den Konzertmitschnitt von Lukas Graham und seiner gleichnamigen Band anschaut sieht reihenweise Natural Born Beauties im Publikum.

"Wir begannen in einem kleinen Jazzclub, spielten montags und dienstags vor 120 Gästen", sagt Lukas Graham, "nun spielen wir Gigs in ganz Dänemark vor 800 bis 1500 Fans." So wurde auch die erste Single "Ordinary Things" 2011 zum Herbsthit und allenthalben nach dem Album verlangt

Doch Lukas Graham brauchen noch ein wenig, speisen ihre Fans mit YouTube-Videos ab. In diesen klingen sie manchmal nach Mayer Hawthorne ohne Gel. Sie haben die Lässigkeit britischer Indiebands, wirken leicht durchgesoffen, singen über Exlieben, über Betrunkene, die Mädchen um fünf in der Früh aus dem Bett klingeln wollen, über "ordinary things". Die Texte sind nicht das Besondere. Das Besondere ist der Sound. "Wenn man die gleiche Musik hört, die man spielen will", sagt Lukas Graham, "lehnst du dich automatisch an das Vergangene an und kreierst niemals was Neues. Gefährlich. Deshalb schaue ich rum, nach anderen Genres und Stilen - Indie ist willkommen, Indie-Fans sowieso." Kitsch auch. Und Kopfstimmen.


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Es gibt Künstler, die so rücksichtslos dem Ruhm nachjagen, dass sie sich in einen anderen Menschen verwandeln, sobald sie ihn erlangt haben – in jemanden, den nicht einmal seine wahren Freunde wiedererkennen. Und dann gibt es da noch Lukas Graham. Der 23-jährige Sänger und Songwriter aus Christiania, jenem berühmten “Dorf” in Kopenhagen, ist in seiner Heimat Dänemark eine wahre Chartsensation mit drei unglaublich erfolgreichen Singles und einem Nummer-1-Album, die innerhalb weniger Monate aufeinander folgten.

Trotzdem ist er nach wie vor derselbe Lukas Graham, der er bereits war, bevor alles begann. “Ich bin einfach ein Typ, der auf der Bühne steht und im Studio sitzt”, sagt er, “und der mit Sicherheit weiß, dass er nichts anders macht als vergangenes Jahr. Außer, dass er vielleicht ein bisschen mehr Erfahrung auf der Bühne und im Umgang mit dem Publikum hat. Das ist alles.” Vielleicht ist Grahams resolute, schnörkellose Haltung ja auf seine irische Abstammung väterlicherseits zurückzuführen, aber zurückhaltend ist er nicht. “Die Leute verwechseln oft Freunde mit Fans”, stellt er fest.

“Aber da gibt’s einen großen Unterschied, und wenn du diesen Unterschied nicht begreifst, bist du einfach nur gear***t, weil manche Leute plötzlich in einer Weise zu dir aufsehen, die du nicht verstehen kannst.” Diese Gefahr besteht für “Luke The Duke” nicht – den Spitznamen hat er einem Freund zu verdanken, mit dem er in Südamerika war. Graham und seine Band sind Teil einer Clique von rund 15 Freunden, die im wahrsten Sinne des Wortes miteinander aufgewachsen sind, viele von ihnen seit frühester Schulzeit. Ein gekünsteltes Popstarverhalten würden sie nie und nimmer dulden, auch wenn so etwas von ihm ohnehin nicht zu erwarten ist.

“Deine Freunde sehen dich als der, der du bist”, sagt er. “Sie sind vielleicht stolz auf dich und freuen sich für dich, aber sie werden alles dafür tun, damit du dich nicht veränderst.” Grahams unglaublicher Erfolg gibt daher umso mehr Anlass dazu, diesen brandheißen Neuling in den diesjährigen Charts zu feiern, dessen Publikum bereits weit über Europa hinausreicht. Bislang kann er mit seiner Debütsingle “Ordinary Things” einmal Platz 2, einen Nummer-1-Folgehit mit “Drunk In The Morning” und eine weitere Top-5-Single mit “Criminal Mind” verbuchen.

Sie alle befinden sich auf dem nach ihm benannten Album, das intelligente Texte und ungeheuer eingängige Melodien bietet, die dänischen Charts praktisch im Sturm erobert hat und Anfang April direkt auf Platz 1 schoss. “Unser allererstes Konzert war am 4. Mai letzten Jahres, man kann also von einem rasanten Aufstieg sprechen”, erzählt er lachend. “Ich denke, ich wollte einfach nur, dass die Menschen unsere Musik kennen und nicht nur mein Gesicht, und das hat für uns ziemlich gut funktioniert.”

Zu diesem “rasanten Aufstieg” gehörten auch 50 Auftritte in nur zweieinhalb Monaten, die nicht nur in Dänemark, sondern auch in Deutschland, Schweden und Norwegen stattfanden.

“All unsere Konzerte in kleinen und mittelgroßen Hallen waren ausverkauft, sogar noch bevor wir unsere Videos auf YouTube gestellt hatten. Zwei Wochen, nachdem wir das erste Video eingestellt hatten, haben wir vor 1500 Leuten gespielt. Wir haben acht Konzerte pro Woche gegeben, darunter auch ein paar ziemlich große Open-Air-Konzerte. Was die Videos anging, haben wir beschlossen, dass alles in einem Take sein muss, wenn wir es bei YouTube einstellen, und dass die Bilder zur Musik passen müssen.

Dadurch wurde es sehr echt.” Trotz der ganzen Aufmerksamkeit beschreibt “sehr echt” alles über Lukas Graham‘s Leben. “Wir sind nur vier normale Typen”, sagt er. “Wenn Männer sehen, wie wir die Blicke von Frauen auf uns ziehen, sagen sie ‘Lassen wir sie mal, die verdienen das’, weil wir nicht rumlaufen wie Don Juan. Wir sind nur wir.” Diese überaus natürliche Einstellung zum Leben spiegelt sich im künstlerischen Schaffen wieder. Kombiniert mit einer großartigen Band und einer außergewöhnlichen Produktion, wird man von dem Ausnahmetalent Lukas Graham in diesem und auch in den folgenden Jahren noch viel hören.