treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

LIGHTHOUSE

Tim Garland / soprano & tenor sax, bass clarinet *  Gwilym Simcock / piano, melodica *  Asaf Sirkis / drums, percussion, hang drum

Garland, Simcock und Sirkis loten alle nur erdenklichen Möglichkeiten dieses Trios aus. Ein Orchester im Kleinen, das Komplexität und Groove vereint, vieles geschickt miteinander verzahnt und dabei verblüffend mühelos agiert. Markante Melodien und rhythmische Anleihen aus dem keltischen Erbe, aber auch Elemente aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt verschmelzen in einem unverkennbar eigenen Sound.

Der Ärmelkanal schien lange wie eine Wand, die die Kunde von einer aufbrechenden, jungen Szene auf der Insel kaum den Kontinent erreichen ließ. Doch sie wird zunehmend durchlässiger: 2011 reisten mehrere Gruppen im Rahmen einer BritJazz Tour durch Deutschland, ACT konnte mit dem Pianisten Gwilym Simcock einen weltweit gefeierten Jungstar unter Vertrag nehmen und nun leuchtet ein weiteres, ein wegweisendes Licht durch den angelsächsischen Nebel…

Es war einmal…ein Leuchtturm.

Englands Nordostküste, kurz vor der Grenze zu Schottland: Auf einer Insel vor Whitley Bay ragt ein schneeweißer Leuchtturm in die Höhe, St. Mary’s Lighthouse. Die fünfhundert Meter zwischen dem winzigen Eiland und der Küste sind nur bei Ebbe zu überbrücken. Als der Komponist, Saxophonist und Bassklarinettist Tim Garland einen Job als Composer-in-Residence an der unweiten Universität in Newcastle annimmt, entschließt er sich ein Haus zu kaufen – in unmittelbarer Nähe des Leuchtturms.

„Du betrittst diesen Raum und nimmst als erstes die besondere Akustik wahr. Er ist innen komplett hohl. Bei Flut steht der Leuchtturm im Wasser, ist vom Land abgeschnitten, dann siehst und hörst du nur – das Meer.“ Für die CD „If The Sea Replied“ hatte Garland einige Bassklarinetten-Soli im Leuchtturm aufgenommen und im Nachhinein orchestriert. Während der Arbeit kam der Wunsch auf, das Ganze einmal live zu präsentieren. Dazu brauchte Garland Mitmusiker. Die Geburtsstunde des Lighthouse Trios.

Gwilym Simcock kennt er seit seiner Zeit in Londons Royal Academy of Music. Im Falle des Pianisten von einem Seelenverwandten zu sprechen, wäre britisches Understatement. Der walisische Pianist, dessen preisgekröntes Solo-Album „Good Days at Schloss Elmau“ ihn endgültig zum Shooting-Star machte, bildet mit Garland eines der produktivsten Gespanne: Nichts könnte ihre symbiotische Verbindung bildlicher ausdrücken als die Tatsache, dass beide – wenn einmal in London - im selben Haus wohnen, ein Stockwerk voneinander entfernt.

Neben Lighthouse arbeiten sie auch in Acoustic Triangle zusammen, einem schlagzeuglosen Trio, das den Hall als viertes Bandmitglied betrachtet und bevorzugt in Kirchen und Kathedralen konzertiert. „Acoustic Triangle spielen unverstärkt. Anders bei Lighthouse: Wir treten in Clubs auf und sorgen für das eine oder andere Feuerwerk! Mit Asaf Sirkis ist die Musik sehr rhythmisch.“

Der israelische Klangzauberer - Schlagzeuger und Perkussionist in Personalunion – avancierte nach seinem Umzug nach London schnell zu einem der interessantesten Pulsgeber der Jazz- und Worldmusic-Szene, u.a. als Hausdrummer von Gilad Atzmon Orient House Ensemble. Aber es war das Lighthouse Trio, für das er ein speziell zusammengestelltes Drumset entwickelte, zugeschnitten auf eine Musik voller rhythmischer Überraschungen und wie geschaffen für seine Fähigkeit, ungewöhnliche Sounds zu kreieren.

Garland, Simcock und Sirkis loten alle nur erdenklichen Möglichkeiten dieser ungewöhnlichen Instrumentierung aus. Ein Orchester im Kleinen, das Komplexität und Groove vereint, vieles geschickt miteinander verzahnt und dabei verblüffend mühelos agiert. Das gibt Klänge, die imaginäre Bilder von weitläufiger Landidylle und kontemplativer Meeresstimmungen hervorrufen. Und im nächsten Moment pulsiert eine urbane Energie, die ein Leuchtfeuer nach dem anderen entfacht. Weite Teile des Albums sind von einem keltischen Einfluss geprägt, was nicht allzu überrascht: Simcock wurde im nordwalisischen Bangor geboren und Garland hat sich dieser Traditionen des Öfteren angenommen (u.a. im Rahmen seiner jahrelangen Arbeit mit der populären Folkjazz-Gruppe Lammas). Markante Melodien und rhythmische Anleihen aus dem keltischen Erbe, aber auch Elemente aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt verschmelzen in einem unverkennbar eigenen Gruppensound. Eine Referenz an die Herkunft des Trios zeigt sich obendrein in einigen Tributen an führende Repräsentanten der jüngeren britischen Musikgeschichte.

Wenn St. Mary’s Lighthouse eine absolute Sehenswürdigkeit ist, dann ist dieses Lighthouse eine Hörenswürdigkeit ersten Ranges. Ein neues Kapitel in der Leuchtturmgeschichte.