treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

JOHANNES ENDERS

ein geniales Gebräu aus Jazz, HipHop, coolem Lounge Sound. Jazz eben.....

Enders heißt Johannes und ist jener Saxophonist aus Weilheim, der zu Notwist so gut passt wie in Jazzclubs. Elektronik setzt er intensiv und doch dezent ein für Rhythmen und Klangbearbeitung.Nicht weniger wichtig sind „akustische Gäste“ wie Wolfgang Muthspiel und Rebekka Bakken.Und jene Pop-Qualitäten, die elf sanft avangardistische „Monolithen“ zu Ohrwürmern werden lassen.
Rolling Stone
Enders versteht es, die Elemente zu sortieren und ihre Verhältnisse neu zu organisieren, stringent und dennoch bebend.Mit Herz und Schmelz durchaus, doch ohne Gefühlspatos.Enders Room setzt Wärme- und Kältespots so in Beziehung, dass die Kontraste aufeinander einwirken, ohne sich zu neutralisieren.Vanilleeis mit heißen Himbeeren, aber bei weitem nicht so süß
(DIE ZEIT.)
Diese Platte steht einsam da. Sie will nicht zum Tanzen einladen und nicht zur Revolution aufrufen. Will nicht den Jazz erneuern oder Computer zum Leben erwecken. Diese Platte ist oft einfach nur sehr schön. Weil sie so gar nichts will.
(DIE WELT )

Johannes Enders kommt aus dem oberbayerischen "Notwist"-Städtchen Weilheim. Ein scheinbar guter Ort, um mit innovativen Projekten die Musikfans Deutschlands (und Europas) zu überraschen. Als festes Mitglied des ebenfalls aus Weilheim stammenden Tied & Tickled Trios und permanenter Gast auf den Studioalben der Notwists ist er in der Szene bestens etabliert. Davon zeugen auch seine Koops mit Roberto Di Gioias Marsmobil, Jamaaladeen Tacuma, Lester Bowie, Roy Hargrove, Donald Byrd, Billy Hart, Fauna Flash, Joo Kraus, Brad Mehldau und Nana Mouskouri.
Klein Johannes betritt die Bühne des Lebens 1967. Mit 14 bläst er zum ersten Mal in ein Saxophon. Nach Beendigung einer klassischen Ausbildung am Richard-Strauß-Konservatorium in München (1984-1988), studiert er für zwei Jahre am Grazer Jazzinstitut in Österreich. Dort erntet er auch seine ersten Preise.
Ein Stipendium führt ihn daraufhin an die New Yorker Jazzschule, wo er den Unterricht von Branford Marsalis, Dave Liebman, Jimmy Cobb und vielen anderen genießt. Seine Silber-Trophäe am "American Music Fest" in San Francisco (1990) und die Finalteilnahme am renommierten "Thelonious Monk"-Wettbewerb 1991 in Washington D.C. bereiten ihm auch im gelobten Land einen gelungenen Empfang.
Lange hält es ihn jedoch nicht. "Ich hab mein Studium unter anderem dadurch finanziert, dass ich viel in Europa gespielt habe. Irgendwann war es bequemer wieder hier zu bleiben. Außerdem hatte ich keinen Bock auf den dauernden Visumsstress."
Diese pragmatische Einstellung bewahrt Johannes Enders auch musikalisch davor, den Rock'n'Roll-Boden unter den Jazzfüßen zu verlieren. Als erklärter Liebhaber von Bandkonzepten lehnt er extrovertierte Selbstbeweihräucherungen in Form von übertrieben-endlosen Solopassagen ebenso ab wie rufschädigendes Aneinandervorbeispielen (das besonders im Jazz als ständige Gefahr lauert). "Wenn Leute zehn Jahre zusammen spielen, hat das eine ganz andere Qualität, als wenn man mal schnell zwei, drei Tage lang jammt und dann ins Studio geht und eine Platte aufnimmt."
Deshalb fasziniert ihn am Pop- und Rock-Geschehen vor allem die Bandphilosophie, bei der nicht einzelne Musiker und ihr Können zählen, sondern allein die Homogenität des Gesamteindrucks. "Es gibt ja viele Rockbands, die nicht aus virtuosen Musikern bestehen und doch phantastische Bands sind. Ringo Starr zum Beispiel - er war alles andere als ein virtuoser Schlagzeuger. Aber mit den Beatles war er einzigartig." Ähnliches könnte man sicherlich auch von Mitgliedern der Stones berichten.
Inzwischen zählt der Zwei-Meter-Hüne laut Fachmagazin Jazzthing zu einem der zehn wichtigsten Nachwuchstenoristen weltweit! Dafür spricht auch der mit 10.000 € dotierte Neue Deutsche Jazzpreis Mannheim, den Enders 2007 erhält.
Neben den Gastsspielen auf den Alben anderer Leute und zahlreichen Side-Projekten kristallisiert sich seit 2002 seine eigene Formation Enders Room als gehaltvolles und erfolgreiches Elektrojazz-Projekt heraus, das auf vier erfolgreiche Alben ("Monolith"/2003, "Human Radio"/2004, "Hotel Alba"/2006 und "Random Guru"/2008) verweist.

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ENDERS ROOM
Auf den ersten Blick scheint Enders Room ein Paradox zu sein – so wie ein Jazzsaxofonist, der elektronische Musik macht. Der genauso gut und gern mit Donald Byrd, Branford Marsalis, oder Billy Hart spielt wie mit Notwist, Tied+Tickled Trio,Joo Kraus,Wolfgang Haffner,Nana Mouskouri oder Fauna Flash. Der Musik "eher in Sounds als in Kategorien" versteht und Billie Holiday und Radiohead, Bartók und Steve Reich gleichermaßen schätzt. Die vermeintlichen Gegensätze schließen einander ja nicht aus: Im Fall von Johannes Enders ergänzen sie sich vielmehr.Sein neues Album "Human Radio" ist keine Science-Fiction-Monstrosität, keine Attacke gegen die aktuelle Sender-Misere oder die Alternative zum formatgerechten Wellengang. "Der Mensch ist ein Empfänger", erklärt der 37-Jährige die Intention hinter dem Titel. "Und jeder von uns hat seine eigene Art, diese Einflüsse von außen zu verarbeiten."


Auf dem beunruhigend schönen und überwältigend einnehmenden zweiten Album seines Projekts Enders Room, das er im Alleingang mit acht seiner besten musikalischen Freunde realisiert hat, vermittelt Johannes Enders seine enorme instrumentale Intelligenz elegant und undogmatisch. Ein Jahr lang hat er an "Human Radio" gearbeitet. Immer wieder nahm sich der erklärte "Aufnahmetechnikfreak" in seinem eigenen Studio die Musiken dieses Albums vor: Er kommuniziert, interpretiert und improvisiert zu selbst programmierten Beats und selbst komponierter musikalischer Begleitung. Dieser Musik, die gleichzeitig organisch, nämlich lebendig, und synthetisch, nämlich elektronisch, ist, ergibt man sich am besten uneingeschränkt und bei vollem Bewusstsein. Je mehr man sich in diese Musik hineinhört, je intensiver man ihr zuhört, umso klarer und dabei facettenreicher klingt sie. "North Hook" zum Beispiel, ein Stück für einen Strand im "schönen Alptraum" Südafrika, wandelt sich erst nach fast vier Minuten vom entspannten Bossa-Beat zum intensiven Drum'n'Bass-Werk, das in Enders' herrlich hauchigem Tenor einen würdigen Kontrahenten findet. Am Ende weiß man zwar kaum noch, wie einem geschieht, fühlt sich aber aufgewühlt von einem gewaltigen Erlebnis. So intensiv und involviert hat schon lange nichts mehr geklungen. Das Klischee vom "Soundtrack ohne Film" bewahrheitet sich hier gleich neunmal.

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Gerade am Beispiel von Johannes Enders ist es erstaunlich,wie einer,der sich durch entschlossenes Vorwärtspreschen einer Syntheses aus Improvisation und Virtuosentum samt ungebändigter Grooveattacken anhand des Tied & Tickled Trios verdient gemacht hat, hier mit dem Enders Room Project seine Ambitionen anders angesetzt hat und etwas Zeitloses zustande gebracht hat,durch das sich der Jazz im Grunde immer wieder auszeichnen sollte; die Aufrechterhaltung grundsätzlicher Werte nämlich.

SPEX