treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

JUKKA PERKO

Früher hätte der finnische Pianist Iiro Rantala im Überschwang keine Kapriole, keinen Gimmick, keinen Gag ausgelassen. Mit zunehmendem Alter aber wandelt sich der einstige Dauer-Temperamentsbolzen immer mehr zum disziplinierten Spieler. Dass er sich auf seinem neuen Album ziemlich zurücknimmt, mag aber auch an seinem Duopartner, dem Alt- und Sopransaxofonisten Jukka Perko, und am Material der CD „It Takes Two To Tango“ liegen. Auf der ist zu hören, was draufsteht, Finnlands Nationalmusik nämlich, aber auch Werke von Jean Sibelius und Charles Aznavour, und der Jazzklassiker „Stella By Starlight“. Das Duo Perko und Rantala trumpft mit Charme, hintergründigem Witz, Gefühl, Wärme, Innigkeit und Spielkultur auf. Mit was für einem schönen, vollendeten Ton Alt- und Sopransaxofon das Piano umschmeicheln und sich dann auch als zarte Begleitstimmen hinter das Tasteninstrument zurückfallen lassen – traumhaft. Diese CD ist der Beweis, dass finnische Musik nicht immer skurril oder düster sein muss.

Jukka Perko zählt zu den Stars der finnischen Jazzscene. In Perkos Personalstil spiegelt sich die europäische Klassik, afroamerikanischer Jazz und finnische Volksmusik. 1968 im Städtchen Huittinen in Südwestfinnland geboren, bekam Perko eine alle Genres umfassende Ausbildung. 1986 gewann Perko beim renommierten Pori Jazz Festival 18-jährig den Key-Preis als bester junger Jazzmusiker. Als Mitglied der „Dizzy Gillespie 70th Anniversary Big Band“ tourte er anschließend durch Europa und die USA. Er spielte mit Stars wie McCoy Tyner, Red Rodney oder Niels-Henning Ørsted Pedersen, für die er als Sideman arbeitete und war Mitglied des UMO Jazzorchesters, einem der besten und bekanntesten Großensembles Finnlands.

IiRO RANTALA

JUKKA PERKO: IIRO RANTALA. IT TAKES TWO TO TANGO.

Mit nur knapp fünfeinhalb Millionen Einwohnern auf einer Fläche so groß wie Deutschland zählt Finnland zu den am dünnsten besiedelten Ländern Europas. Dass kein Talent unentdeckt und ungefördert bleiben darf, gehört deshalb zu den Leitlinien der Gesellschaft, schon lange bevor dies durch die Pisa-Studie international bekannt wurde. Ob Architektur, Design oder moderne Kommunikationstechnlologie, die Finnen zählen auf vielen Gebieten zu den Vorreitern – und auch im Jazz muss sich das kleine Völkchen vor den auf diesem Feld international stärker im Rampenlicht stehenden skandinavischen Nachbarn Norwegen und Schweden nicht mehr verstecken. Seit Jahren gehört der Saxofonist Jukka Perko zu den führenden finnischen Jazzern, nun zeigt er sich mit seinem ACT-Debüt „It Takes Two To Tango“ an der Seite des bereits international gefeierten Tausendsassas am Piano Iiro Rantala als zweite Leitfigur, die den finnischen Jazz in eine weltweit beachtete Zukunft führt.

1968 im Städtchen Huittinen in Südwestfinnland geboren, bekam Perko schon an der dortigen Musikschule eine gründliche und alle Genres umfassende Ausbildung. Welches Talent hier wieder mustergültig gefördert worden war, zeigte sich schon 1986, als Perko beim renommierten Pori Jazz Festival 18-jährig zum Publikumsliebling aufstieg und den Key-Preis als bester junger Jazzmusiker gewann – der Auftakt zu einer Karriere, die ihm in seiner Heimat bis heute nahezu jedes Jahr einen wichtigen Preis beschert hat. Vor allem aber wurde er daraufhin Mitglied in der „Dizzy Gillespie 70th Anniversary Big Band“, mit der er von 1987 bis 1989 intensiv durch Europa und die USA tourte. So kam er in Kontakt mit Stars wie McCoy Tyner, Red Rodney oder Niels-Henning Ørsted Pedersen, für die er als Sideman arbeitete. Anschließend war er fünf Jahre Mitglied des UMO Jazzorchesters, Finnlands damals wohl bestem und bekanntestem Großensemble. 

Parallel dazu aber ist Perko seit 1989 - erst als Student, ein Jahr später dann auch schon als Dozent - der Sibelius-Akademie in Helsinki verbunden, der finnischen Musiker-Kaderschmiede. Das ist nicht unwichtig, denn in Perkos Personalstil spiegelt sich eben die europäische Klassik ebenso wie der afroamerikanische Jazz und die finnische Volksmusik.

Und so verweist der Albumtitel seines ersten Duetts mit Rantala rund um das Thema „Liebe“ - das englische Sprichwort „It Takes Two To Tango“ (es gehören immer zwei dazu) - in doppeldeutigem Sinn auch auf einen zentralen musikalischen Bezugspunkt: Der Tango. Denn auch wenn es immer noch nicht allgemein bekannt ist: Finnland ist neben Argentinien das zweite Land, in dem der Tango eine mentalitäts- und gemeinschaftsstiftende Volkskultur ist – vielleicht ist er hier sogar noch wichtiger, weil er anders als in Südamerika nicht als kunstmusikalische Performance, sondern als alltagstaugliche Tanzmusik gepflegt wird. Seit der ersten großen europäischen Welle kurz vor dem Ersten Weltkrieg, verstärkt durch die nationale Emphase im Unabhängigkeitskampf gegen Russland und die Sowjetunion ist der Tango seitdem neben Humppa oder Jenkka im öffentlichen finnischen Leben allgegenwärtig, ob im Restaurant, auf Fähren, bei den sommerlichen Dorffesten oder als Hochzeitsmusik. Freilich landestypisch umgeformt: So mischt sich deutsche Marschmusik und slawische Romantik in die anders als bei den meisten Tango Argentino in Moll gespielten Stücke. Eine typisch finnischer Eigensinn, der natürlich auch Perkos und Rantalas „It Takes Two To Tango“ auszeichnet.

Kraftvoll und geschwind tanzen die beiden im hart synkopierten „So Beautiful Is My Darling“ los, vereinen sich bei „Jealousy“ zum klassischen Tangorhythmus und bleiben auch beim folgenden lyrisch-dichten Zwiegespräch gewissermaßen eng umschlungen - ob nun ein Charles Aznavour Chanson („For Mama“), Victor Young Version des Standards „Stella By Starlight“, eigene Kompositionen oder gar das „Finlandia“ des Nationalkomponisten Sibelius Pate stehen. Stets überraschend, spannend und im Wortsinne „beschwingt“ klingen sie, der wie immer virtuose, hier aber auch sehr dienliche Iiro Rantala. Und Jukka Perko mit seinem unverwechselbaren, immer lyrischen, noch in den höchsten Lagen eleganten Ton, in dem sich die Kraft Bebop ebenso findet wie nordische Melancholie und eben die Leidenschaft des Tangos. Bei diesem Schritt geht Finnland mal wieder voran.