treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

RE:JAZZ

Acoustic JAZZ made aus Electronic - elektronische Clubtracks werden zu akustischen Jazz-Songs

Matthias Vogt – in Frankfurt ein angesagter Disk Jockey. Seit Jahren legt er in Clubs auf. Kaum zu glauben, dass er auch ein exzellenter Jazzpianist ist. Vogt ist der Kopf von Rejazz, einem Projekt, das musikalische Grenzen überschreitet. Sieben Musiker - die den Jazz auf den Kopf stellen. Die Musiker machen zwar Jazz – aber nur Eingeweihte wissen, dass ihre Musik eigentlich ganz andere Wurzeln hat. Die Wanderung zwischen den musikalischen Welten ist ihr Alltag und wurde damit die international erfolgreichste moderne Jazzformation Deutschlands.....: So fing es an: Rejazz bei der ersten Studioproduktion vor vier Jahren. Das Konzept des Plattenlabels Infracom war originell: Die Produzenten elektronischer Tanzmusik hatten sich in den Kopf gesetzt, ihre besten Hits von echten Jazzmusikern spielen zu lassen. Von der Elektronik hin zum Jazz - Rejazz eben......sie  spielen mit Lustfaktor und ohne akademische Verbissenheit. Und haben plötzlich Fans, die bislang nie Jazz gehört haben. und umgekehrt.


Matthias Vogt: "Es gibt tolle Musik von Leuten, die ihre Instrumente nicht gerade halten können.
Zum Beispiel - es gibt ganz schlechte Musik zum Beispiel von lange lange studierten Menschen. Das ist – Gott sei Dank auch, kann man sagen – ein bisschen ein Mysterium, wann Musik gut ist. Musik für einen selber ist dann gut, wenn sie einem wichtig ist, wenn sie einen berührt, wenn sie polarisiert, - der ganze Katalog."


o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-



[re:jazz]
Jazz made aus Elektronik


Das Projekt, um das es hier geht, entstand im Jahre 2002: das erste Album, mit dem Titel [re:jazz], sollte eigentlich nur eine Jubiläums-CD des Labels Infracom werden. Mastermind und DJ Matthias Vogt hatte den Auftrag, zu diesem Anlass Stücke aus dessen elektronischen Repertoire zu „verjazzen“. Aus der Idee für ein Einzelalbum entwickelten sich eine permanente, siebenköpfige Live-Jazz-Band und eine Reihe aus inzwischen vier CDs mit illustren Gastmusikern. Abweichend vom ursprünglichen Konzept, sich auf Coverversionen vorliegender Songs zu beschränken, finden sich auf späteren Alben und insbesondere auf dem aktuellen mit dem Titel „Expansion“ immer mehr Eigenkompositionen der Band. „Die CD trägt dem Wunsch der Fans Rechnung, die mehr über [re:jazz] erfahren wollten.“ weiß Matthias Vogt klarzustellen, „Wie klingt ihr wirklich? Das können Eigenkompositionen am besten


[re:jazz]



jazzzeitung: Euer ursprüngliches Motto war es, elektronische Originale zu verjazzen. Es finden sich aber auf dem neuen Album auch Popsongs oder ein Stück von Herbie Hancock, die in neue Jazzversionen übertragen wurden. Inwieweit seid ihr insgesamt eurer Intention treu geblieben?
Matthias Vogt: Die „Expansion“ besteht darin, den Fokus auf die Liveband zu legen und sie mit Eigenkompositionen zu featuren. Ansonsten sind wir dem ursprünglichen Konzept, akustische Jazzversionen von elektronischen Originalen, treu geblieben. „Rock It“ ist im Original ja schließlich ein Electro-Stück par excellence, ein Blueprint für Hip Hop und die gesamte Breakdance-Musik!

jazzzeitung: Muss ein Projekt, das über die Jahre wächst, sich gegenüber Veränderungen und neuen Richtungen öffnen?
Vogt: Das Schöne an [re:jazz] ist ja, dass das Projekt – abgesehen von der Begrenzung auf akustische Instrumente – keinerlei Dogmen unterliegt. Wir haben uns nie selbst eingegrenzt, sondern schöpfen aus dem gesamten Pool unserer musikalischen Ideen. Da kann man „Finally“ eine neue Taktart verpassen, oder bei „Plastic Dreams“ einen sechsstimmigen Flötensatz auspacken. Oder, wie bei „Promised Land“, einen komplexen Chor arrangieren.

jazzzeitung: Wie erklärst du dir den großen und großartigen Erfolg von [re:jazz]? Hat er auch damit zu tun, dass uns, die wir im elektronischen Zeitalter leben, eine musikalische Umgebung, die elektronische Vorbilder und Akustikjazz verbindet, angenehmer ist?
Vogt: Vielleicht. Der Sound von [re:jazz] klingt klassisch, wäre aber vor dem Jahr 2000 nicht denkbar gewesen. Die Musik ist neu, fühlt sich aber nicht so an. Vielleicht ist das der Punkt: der „Wohlfühlfaktor“. Weiß ich nicht. Ich fühle mich im Club beim Plattenauflegen genauso wohl wie beim Jazz im Konzertsaal. Wir haben jedenfalls ein Schubladendenken ad acta gelegt. Und das führt ein junges Publikum an den Jazz heran und ein älteres an die Elektronik.

jazzzeitung: Wie siehst du das – ist [re:jazz] jazziger als manch andrer Jazz? Oder eher poppiger und danceorientierter als Durchschnitts-Jazz und spricht somit ein breites Publikum an, das nicht allzu sehr auf Jazz festgelegt ist?
Vogt: Unsere Musik wird höchst unterschiedlich rezipiert. Je nach musikalischer Sozialisierung des Hörers klingen wir für ihn: jazzig, poppig, loungig, tanzbar, neu, altmodisch. Alles Schlagworte, die ich schon über uns gehört und gelesen habe. Du siehst, höchst gegensätzlich! Tatsache ist, dass wir an die verschiedensten Plattensammlungen gut andocken. Ich tue mich schwer, uns zu beschreiben und kategorisieren – wir haben halt ein breites Spektrum! Unser Hauptanliegen ist, Schönheit zu schaffen. Und wir klingen so, wie sich das für uns gut anfühlt.

jazzzeitung: Wenn Originale zur Umsetzung durch [re:jazz] ausgesucht werden, wie gehst du da ran? Sprich, wo suchst du nach Material? Hilft es dabei, dass du auch als DJ tätig bist?
Vogt: Die Coverversionen wählen ich und Jan Hagenkötter von Infracom aus. Er ist auch der ausführende Produzent für [re:jazz]. Zum Teil hatten wir die Stücke schon für das Vorgängeralbum „Point Of View“ auf dem Zettel, zum Teil war erst jetzt die Zeit dafür gekommen. Es sind aus Sicht des DJ, wenn man es auf einen Nenner bringt, „all time favourites“. Schwierig macht es der Respekt vor diesen, im Original so unverwechselbaren und großen Stücken: Es ist leichter, einen Song zu bearbeiten und umzuinterpretieren, dem man weniger Bedeutung beimisst. Gerade bei „Rock It“ oder „Finally“ sitzen die Originale derart fest im Gehör, dass man nur schwer eine neue Herangehensweise findet. Da hilft ein Gedankenspiel, etwa: Wie hätte das Stück geklungen, wenn es ein Brasilianer 1970 komponiert hätte?






Artist: [re:jazz]
Title : Expansion
Catalog No. : IC 133-2
UPC Code: 801824006922
Label : Infracom
LC : LC04596
Release Date : Nov. 2006
1. [re:jazz] Theme
2. People Hold On feat. Tobias Kremer Big Band
3. Not About Me
4. Back Home feat. Ack van Rooyen
5. Promised Land
6. Too Many Holes feat. Ernesto
7. Rock It
8. Stewed
9. Finally feat. Ack van Rooyen
10. Gabrielle feat. Alice Russell
11. Return to Damara
12. Plastic Dreams
(13.) People Hold On - Alternate A Capella Take (attention hidden track , no ID


Aller guten Dinge sind drei. Mit den zwölf Songs auf „Expansion“, ihrem noch besseren dritten Album, wird das Septett [re:jazz], die international erfolgreichste moderne Jazzformation Deutschlands, ihre bisher sechzigtausend verkauften CDs sicher noch um einige Erfolge ergänzen. Und ganz sicher nicht nur zahlenmäßig. Erneut haben die Musiker um den Pianisten und Arrangeur Matthias Vogt und die Sängerin Inga Lühning Club-Classics im [re:jazz]-Sound zu neuem Leben erweckt. Jetzt kitzeln sie die bislang verborgene Jazzseele aus House-Hits wie Joe Smooths „Promised Land“ und Jaydees technoiden „Plastic Dreams“ oder aus einer Dance-Hymne wie Ce Ce Penistons „Finally“. Sie machen Coldcuts „People Hold On“ zum Big Band-Swing und latinisieren Herbie Hancocks „Rockit“ in zeitlupenreine Regionen. Origineller und authentischer als Nouvelle Vague oder Paul Anka, um nur zwei ihrer prominentesten Epigonen zu nennen. Daneben glänzen auf diesem Album erstmals auch eigene Kompositionen. Und natürlich ausgesuchte Gäste: Die britische Soulstimme Alice Russell, die jetzt auch Massive Attack für ihr nächstes Album verpflichtet haben, gibt ihr Bestes, dazu begeistern Beanfield-Vokalist Ernesto und der 76-jährige Ack van Rooyen am Flügelhorn. Das dritte [re:jazz]-Album ist ein sinnliches und sinnvolles Ding, mit dem man unendlich viel Freude haben wird. „Am Anfang stand ein langer Diskussionsprozess“, gesteht Matthias Vogt. „Wir fragten uns: Wie muss eine Jazzplatte bei INFRACom! klingen? Hat die mehr Bass? Aber sobald wir uns die Songs selbst vornahmen, ging alles wie von selbst.“ Die Spontaneität im Umgang mit ihren Arrangements hat sich [re:jazz] bewahrt. Ihr Faible für die Clubsounds der späten 80er und frühen 90er, die Ausläufe von Chicago-House oder Deep Techno und die Anfänge von Drum’n’Bass und die Liebe zum Jazz verbinden die Band. „Bei sieben Leuten gibt es natürlich auch sieben Geschmäcker“, meint der Leader. „Umso erfreulicher, dass wir uns immer schnell einigen und das Ergebnis eindeutig nach [re:jazz] klingt.“ Fernab von kurzfristiger Novelty schaffen die Musiker von [re:jazz] ihre zeitgemäßen und zeitlosen, angenehm akustischen Jazzversionen. „Eigentlich wollten wir diesmal alles abspecken“, meint Matthias Vogt, der ja auch mit seinem Trio und als „Motorcitysoul“ für Furore sorgt. „Weniger Gäste und schlankere Arrangements waren Programm. Wenn nicht die Big Band dazugekommen wäre…“ Die Idee kam den sieben Musikern spontan und nahezu synchron, unmittelbar nachdem sie Vogts Arrangement von Coldcuts „People Hold On“ zum ersten Mal gespielt hatten. Oliver Leicht, der auch bei der HR-Big Band Saxophon, Flöte und alle möglichen Klarinetten spielt, stellte den Kontakt zur Big Band von Tobias Kremer her, mit der er zuletzt auch bei der von Bully Herbig moderierten „Filmpreis Gala“ zu hören war. Das Resultat swingt so erfrischend, dass es John More von Coldcut zu folgendem Zitat anregte: „I’m more than happy for you to cover our tune.“ Nicht nur deshalb wurde „People Hold On“ umgehend zur ersten Singleauskopplung des Albums gekrönt. Nicht, dass es konkurrenzlos wäre: Mit den ebenfalls von der sanften, aber sagenhaften Inga Lühning gesungenen Interpretationen von „Promised Land“ oder „Finally“, der umwerfenden Version von Roy Davies Jr.s „Gabrielle“, gesungen von der britischen Neosoul-Queen Alice Russell, und dem [re:jazz]-Original „Too Many Holes“ vom schwedischen Soulstar Ernesto hält das neue Album noch einige Ohrwürmer in der Hinterhand. Ein echter Zugewinn sind ohnehin die Eigenkompositionen auf diesem dritten [re:jazz]-Album. Die entspannte Jungfernfahrt von Oliver Leichts „Not About Me“, der „Stop and Go“-Groove in „Stewed“ von Gitarrist Hanno Busch, Matthias Vogts „Return To Damara“, eine „Matrix Reloaded“-Weiterführung seines eigenen Remixes für Abdullah Ibrahims „Damara Blue“, sowie seine mit Inga Lühning geschriebene Ballade „Back Home“ und natürlich das gemeinsame „[re:jazz]-Theme“ mischen sich elegant unter die umarrangierten Klassiker. „Das „Theme“ ist ein absolutes Novum“, meint Matthias Vogt. „Inga hatte die Idee, das einfach jeder macht, was er am besten kann: Gemeinsam mit Oliver schrieb sie eine Melodie, Hanno und ich fanden die Harmonien dazu, Drummer Volker Schmidt, Percussionist Heiko Himmighoffen und Bassist Andreas Manns bastelten den Rhythmus. Aber so etwas kann auch nur klappen, wenn man wirklich gut aufeinander eingestimmt ist.“ Mit „Expansion“ erweitern [re:jazz] ihren und unseren Horizont. Die klassischen Songs und ihre jetzt schon klassisch klingenden Eigenkompositionen setzen neue Standards und Akzente. Gekonnt und gut, mit Gefühl und Geschmack. Und auch wenn es jetzt erstmal an die Live-Umsetzung des neuen Programms geht – ganz bestimmt bei der Popkomm und auf etlichen Festivals, vielleicht sogar in Japan, wo [re:jazz] extrem erfolgreich ist – denkt Matthias Vogt schon an das nächste Album. „Ich könnte [re:jazz] locker bis an mein Lebensende weitermachen“, sagt er. „Material gibt es reichlich. Und vor allem macht es immer mehr Spaß.“ Das hört und spürt man, vom ersten Percussionton bis zum letzten Klavierakkord. [re:jazz] ist immer wieder ein gutes Ding. Und ein noch besseres Gefühl