Der jüdische Patient. Oder: Was passiert, wenn ein Komiker die Psychiatrie überlebt?
"Hierzulande macht gerade der Comedian Oliver Polak ähnlich schamlose, kluge Witze wie Louis C.K.", schreibt die Welt, "das macht zumindest Hoffnung für den deutschen Humor." Doch wie soll man als Stand-up-Comedian nicht wahnsinnig werden in einem Land, "in dem alle lustigen Leute bereits umgebracht wurden" (Robin Williams)? Nach seinem Bestseller und einer dreijährigen Tour erleidet Polak einen Totalzusammenbruch. Diagnose: schwere Depression. Einzige Rettung: zwei Monate Psychiatrie.

Über diese Zeit und seine Herkunft, über Hoffnung und Heimat hat der Comedian jetzt ein Buch geschrieben – herausgekommen ist ein Gewaltmarsch durch sein Unbewusstes, ein Frontbericht aus der Psychiatrie zwischen Backstageraum und Wartezimmer. Ein Roadtrip to hell von jemandem, der den Himmel sah.

In einer Zeit, in der sich immer mehr Menschen ihren Ängsten und Burn-outs stellen, nimmt uns Polak mit mutiger Radikalität dahin mit, wo viele von uns demnächst sein werden. Schonungslos leuchtet der Autor die dunklen Abgründe seines Herzens aus und behandelt ein hochaktuelles Thema witzig und direkt wie niemand zuvor.
"Sollte ich jemals in der Klapse liegen, ich hätte gern Oliver Polak als Bettnachbar." 
CHRISTIAN ULMEN
"Wie jeder gute Komiker geht Oliver Polak einen Schritt weiter. Viele Schritte. Er läuft geradezu. Hätte ich einen Hut, ich würde ihn lüften." DIRK STERMANN
"Hierzulande macht gerade der Comedian Oliver Polak ähnlich schamlose, kluge Witze wie Louis C.K. Das macht zumindest Hoffnung für den deutschen Humor.". 
DIE WELT
Oliver Polak ist ein Phänomen. Internationale Medien werden auf ihn aufmerksam. Jüngst schrieb der Spiegel in einem fünfseitigen Artikel über seine Kunst, mehrere Artikel erschienen in US-Medien und der französische TV-Sender France 24 produzierte ein Porträt über ihn. Auf dem Kirchentag schaffte Polak es, dass 2000 Christen seinen Hit „Lasst uns alle Juden sein!“ mitsangen. Oliver Polak bringt nicht nur den jüdischen Humor zurück nach Deutschland, nein auch klassischen amerikanischen Stand-up. Authentisch, wahrhaftig und komisch! Eine humoristische Sinuskurve aus lauten „Oohs“ und leisen „Aahs“!
Das Buch „Ich darf das, ich bin Jude“ - ein Bestseller. Oliver Polak, der kürzlich noch als Comedy-Hoffnung gehandelt wurde, befindet sich auf der Überholspur. Und zwar mit Lichthupe. Weswegen es jetzt den Nachschlag setzt: Oliver Polak schnürt noch einmal seinen Kapuzenpulli - um vor Ort zu demonstrieren, wie kurzweilig und unseriös Lesungen sein können.
Polak, aufgewachsen in der einzigen jüdischen Familie im emsländischen Papenburg, beherrscht eine humoristische Disziplin, die für die Bundesrepublik Deutschland ein Novum markiert: jüdischen Humor – moralinfrei, feinsinnig und rabenschwarz pointiert. „Guten Tag, mein Name ist Oliver Polak, ich bin dreißig Jahre alt und ich bin Jude. Sie müssen trotzdem nur lachen, wenn es ihnen gefällt.“
Bei seinen Lesungen, die sich in einem rechtsfreien Raum zwischen StandUp und Kindergeburtstag bewegen, geht Polak dorthin, wo es wehtut. Vor allem ihm selbst – er reflektiert lakonisch die gestrenge jüdische Lehre seiner herrischen Mutter und die anschließende Psychotherapie, referiert launig über seine doppelte Beschneidung oder den überstandenen Hodentumor und erklärt einleuchtend, warum Jamaikaner und Juden eigentlich dasselbe sind. Unorthodox, zwischen Zionismus und Zynismus, interpretiert der 32-Jährige die Tora auf seine höchsteigene Weise. Manchmal albern, aber immer tiefgründig: der Gegenentwurf zu Privatsender-Klamauk und bildungsbürgerlicher Betroffenheit.
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"Er darf das, er ist Jude. Komik ist einfach das, was er tut, ist das, was er kann!" (Der Spiegel)
„Er reißt Witze, die sich haarscharf an der Grenze des politisch Korrekten bewegen und Lacher provozieren, die dem Lachenden auch im Halse stecken bleiben könnten. Jüdischer Humor eben.“
(Frankfurter Rundschau)
„Polak ist wohl der erste Vertreter der Quatsch-Comedy-Club-Generation, der das Jüdische
auf Pointen abklopft.“
(Süddeutsche Zeitung)
„Mit seinem überaus witzigen, erfrischend schamlosen ersten Buch kehrt ein wunderbar subversiver Geist in die deutsche Kleinkunstszene zurück.“
(Jüdische Zeitung)
Kollegen über Polak:
"Für Deutschland vielleicht wichtiger als die Autobahn!" (Stermann & Grissemann)
"Darf er? Muss er? – Er kann! Lustig! Mutig! Grandios!" Atze Schroeder
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JUD SÜSS SAUER. die show.
oder: Ich bin Jude, ich darf das
Mein Name ist Oliver Polak, ich bin dreißig Jahre alt - und ich bin Jude. Sie müssen trotzdem nur lachen, wenn es Ihnen gefällt.
Aufgewachsen in der einzigen jüdischen Familie in Papenburg im Emsland, ist Oliver Polak nichts Komisches fremd. Jetzt ist er dreißig und blickt zum ersten Mal zurück: auf seine Jugend als Generation Eins nach der Stunde Null - irgendwo zwischen Thora und VIVA. Es geht um die beiden Freistunden während des Religionsunterrichts, die er mit den "beiden anderen Losern" (ein Moslem, ein Zeuge Jehovas) verbringt, um die gestrenge jüdische Lehre seiner herrischen Mutter und die daraus folgende Psychotherapie, seine doppelte Beschneidung, seine Jahre in einem orthodoxen jüdischen Internat in England, seinen überstandenen Hodentumor und darum, dass Juden und Jamaikaner eigentlich dasselbe sind.
Oliver Polak erklärt, was er mit dem Papst und Alf gemeinsam hat, warum der Papenburger der Lachs unter den Emsländern ist, und ärgert sich, dass Hitler ausgerechnet nach Osnabrück keine Autobahn gebaut hat. Manchmal geht er dabei ein bisschen zu weit. Aber: Er darf das, er ist Jude!
Der jüdische Humor ist zurück in Deutschland - und schließt Österreich gleich wieder an....
Das Buch ein Bestseller, die Lesereisen restlos ausverkauft: Oliver Polak, der kürzlich noch als Comedy-Hoffnung gehandelt wurde, befindet sich auf der Überholspur. Und zwar mit Lichthupe. Weswegen es jetzt den Nachschlag setzt.
Polak, aufgewachsen in der einzigen jüdischen Familie im emsländischen Papenburg, beherrscht eine humoristische Disziplin, die für die Bundesrepublik Deutschland ein Novum markiert: jüdischen Humor – moralinfrei, feinsinnig und rabenschwarz pointiert. „Guten Tag, mein Name ist Oliver Polak, ich bin dreißig Jahre alt und ich bin Jude. Sie müssen trotzdem nur lachen, wenn es ihnen gefällt.“ Bei seinen Lesungen, die sich in einem rechtsfreien Raum zwischen StandUp und Kindergeburtstag bewegen, geht Polak dorthin, wo es wehtut. Vor allem ihm selbst – er reflektiert lakonisch die gestrenge jüdische Lehre seiner herrischen Mutter und die anschließende Psychotherapie, referiert launig über seine doppelte Beschneidung oder den überstandenen Hodentumor und erklärt einleuchtend, warum Jamaikaner und Juden eigentlich dasselbe sind. Unorthodox, zwischen Zionismus und Zynismus, interpretiert der 32-Jährige die Tora auf seine höchsteigene Weise. Manchmal albern, aber immer tiefgründig: der Gegenentwurf zu Privatsender-Klamauk und bildungsbürgerlicher Betroffenheit.
Aber: Oliver Polak gehört nicht zu den Menschen, die sich selbst loben. Er bevorzugt es, wenn das andere für ihn erledigen:
„Ein junger Mann aus dem Emsland mischt die deutsche Comedy-Szene auf“
(Der Spiegel)
„Er reißt Witze, die sich haarscharf an der Grenze des politisch Korrekten bewegen und Lacher provozieren, die dem Lachenden auch im Halse stecken bleiben könnten. Jüdischer Humor eben.“
(Frankfurter Rundschau)
„Das lustigste Buch dieser Herbst-Wintersaison.“
(EinsLive)
„Polak ist wohl der erste Vertreter der Quatsch-Comedy-Club-Generation, der das Jüdische
auf Pointen abklopft.“
(Süddeutsche Zeitung)
„Mit seinem überaus witzigen, erfrischend schamlosen ersten Buch kehrt ein wunderbar
subversiver Geist in die deutsche Kleinkunstszene zurück.“
(Jüdische Zeitung)
„Polaks witzige Lektüre, deren blitzgescheite Pointen jeden aus den Socken hauen, vertreibt
auch den nebeligsten November-Blues.“
(Focus)
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Jud süß-sauer
(aus: der spiegel)
Ein junger Mann aus dem Emsland mischt die deutsche Comedy-Szene auf: Oliver Polak ist Jude und kommt aus Papenburg - das sind schon zwei gute Voraussetzungen, um Leute zum Lachen zu bringen, meint Henryk M. Broder. Und jetzt hat Polak auch noch ein freches Buch geschrieben.
Es ist Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag. Millionen von Juden in aller Welt fasten, beten und bitten Gott und ihre Mitmenschen um die Vergebung ihrer Sünden. Nur Oliver Polak sitzt im Café "Blaues Band" in Berlin-Mitte und überlegt, was er zum Frühstück bestellen soll. Schließlich entscheidet er sich für Rührei mit Tomate und Putenstreifen, dazu einen Kamillentee. Wäre nicht gerade Jom Kippur, hätte er Rührei mit Tomate und Speck bestellt. Aber Speck ist nicht koscher, und so weit mag er an diesem Tag doch nicht gehen.
Oliver Polak, 1976 in Papenburg geboren, hat es nicht mit Gott. "Ich hänge auch nicht viel mit Juden ab." Seit er nach Berlin gekommen ist, hat er zweimal den Versuch unternommen, eine Synagoge zu besuchen. Beim ersten Mal wurde er an der Tür abgewiesen, weil er die Security-Frage "Wie heißt der Kantor von Osnabrück?" nicht beantworten konnte. "Ich kam mir vor wie bei Günter Jauch." Das zweite Mal hat es geklappt, aber nur, weil der Schriftsteller Maxim Biller für ihn bürgte.
"I love Jews"
Dabei ist Polaks Onkel Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde in Dortmund. "Der freut sich immer, wenn ich komme." Dann wird Oliver zum Thora-Lesen aufgerufen, "sogar wenn ich Jogging-Hosen anhabe". Und Oliver Polak trägt immer Jogging-Hosen. Dazu ein Sweatshirt mit Kapuze und eine Windjacke. Das ist sozusagen seine Uniform. Das Einzige, das ihn von den coolen Jungmännern in Berlin-Mitte unterscheidet, ist ein Button an seiner Windjacke: "I love Jews".
Und der ist natürlich ironisch gemeint. Oder auch nicht. Denn Polak ist nicht nur Jude, dazu noch aus dem Emsland. Juden sind auch sein Thema, und das hat er wiederum mit vielen anderen Juden gemeinsam, von Woody Allen bis zu dem Schweizer Autor Charles Lewinsky, der das Buch "Ein ganz gewöhnlicher Jude" geschrieben hat. Es ist eines der wenigen Bücher, die Oliver Polak gelesen hat. "Ich lese überhaupt sehr wenig. Ich lese keine Bücher. Das Buch war nie mein Metier."
Polaks Metier ist die Unterhaltung. "Ich war eine Zangengeburt, das erklärt vieles." Schon als Kind wollte Oliver am liebsten Clown werden. Auf Fußball hatte er "keinen Bock", auf Raufereien noch weniger. Die Schule besuchte er nur, weil seine Eltern darauf bestanden. Der Vater hatte einige deutsche Konzentrationslager überlebt, die Mutter, eine studierte Germanistin, war 1975 aus dem damaligen Leningrad auf Einladung von Freunden nach Bremen gekommen und dort geblieben.
Ein Jahr später wurde Oliver geboren, in Papenburg, wo vor dem Krieg 20 jüdische Familien lebten und nach dem Krieg keine mehr. Trotzdem beschloss Vater Polak, in seine Heimatstadt zurückzukehren. Er besorgte sich ein Fahrrad und fuhr übers Land, um den Bauern Stoffe zu verkaufen. Nachdem er genug gespart hatte, machte er einen Textilladen in der Stadt auf.
Oliver besuchte zuerst eine höhere Handelsschule in Leer, dann das Gymnasium in Papenburg, das Abitur aber machte er am Carmel College, einem jüdischen Internat in England, das "so viel kostete, dass sie keinen durchfallen ließen".
"Ich war krank und brauchte das Geld"
Nach Papenburg heimzukehren, kam nicht in Frage, also rief er eines Tages beim Kölner Musiksender Viva an und fragte, ob er ein Praktikum machen könnte. "Die konnten es nicht begreifen, dass einer aus London nach Köln will." Er wurde trotzdem angenommen und bald trat Oliver Polak als Co-Moderator bei der "Viva-Family" auf. Zusammen mit Enie van de Meiklokjes, die sich, sagt Polak, "wie eine Domina" benahm. Dann moderierte er ein Jahr lang den "Disneyclub" auf RTL und machte bei Sat.1 in der Comedy-Serie "Zack" mit. "Das war furchtbar. Aber ich war krank und brauchte das Geld für eine Therapie."
2003 zog er nach Berlin, nahm Schauspielunterricht und beschloss Anfang 2006, Stand-up-Comedy zu machen. In der "Scheinbar" in Schöneberg gab es viermal pro Woche einen "Open Stage"-Abend für Anfänger und Amateure. Ohne Honorar, dafür waren alkoholfreie Getränke umsonst. "Das war wie ein Geschenk Gottes, ich konnte üben und die Leute nerven". Zum Beispiel mit der Frage: "Warum weiß in Deutschland noch immer jeder, wann Adolf Hitler Geburtstag hat?"
Im Quatsch-Comedy-Club probierte er das "Judenspiel" aus. Das geht so: Polak nennt den Namen eines Prominenten, und dann sollen die Leute raten, ob es sich um einen Juden oder einen "normalen" Menschen handelt. "Bei Iris Berben rufen sie 'normal', bei Alfred Biolek 'Jude', bei Alf sind sie sich nicht sicher."
Das "Judenspiel" endet immer gleich. "Ich sage: Oliver Polak. Die Leute rufen: Jude. Darauf sage ich: Nein, ich bin normal, ich mache das nur wegen des Geldes."
Exhibitionist aus dem Emsland
Manchen ist die Pointe zu subtil, sie lachen aus Höflichkeit. Polak ist das auch recht: "Ich will überhaupt nicht provozieren, ich erzähle nur meine Geschichte", die eines jüdischen Exhibitionisten aus dem Emsland, wo die meisten Menschen Komiker sind, allerdings "ohne es zu wissen".
Polak schwört, dass er sich nie mit jüdischem Humor beschäftigt hat. Er hat keine Zeile von Salcia Landmann ("Der jüdische Witz") gelesen und den Namen Fritz Muliar noch nie gehört. Allerdings kennt er Sarah Silverman und Larry David. Evelyn Hamann, Helga Feddersen und Elisabeth Volkmann, die "viel zu früh gestorben sind". Sie verehrt er genauso wie Helge Schneider, Hape Kerkeling und Christian Ulmen ("Der hat Stil, Niels Ruf hat ihn nicht"). Über allem aber schwebt Udo Jürgens, "der größte Unterhalter aller Zeiten". Als Rudi Carrell, schon vom Tode gezeichnet, mit der Goldenen Kamera geehrt wurde, da hat Oliver Polak geweint.
Obwohl er "kein jüdischer Komiker sein" will, ist er es natürlich, denn "das Jüdische" ist sein Tummelplatz, seine Passion und seine Vorratskammer. Ebenso wie "das Türkische" für Kaya Yanar die Kulisse ist, vor der er seine Geschichten erzählt. Und es ist erstaunlich, wie sich die Geschichten ähneln, wie viel türkische und jüdische Eltern, Kinder und Aufsteiger gemeinsam haben. Sich über das Milieu, aus dem man kommt, lustig zu machen, ist eine therapeutische Maßnahme, mit der man sich zugleich befreien und bekennen kann. Es macht Spaß und es ist gesund. Man muss nur die Grenzen kennen. "Jud süß-sauer", sagt Polak, wäre ein prima Titel für ein Programm. "Ein Jude gibt Vollgas!" wäre völlig daneben.
Und jetzt hat Polak auch noch ein Buch geschrieben, sein erstes: "Ich darf das, ich bin Jude". Der Titel ist Programm und Parodie zugleich, eine Abrechnung mit Judenfreunden, die beim Klang einer Klezmerkapelle vor Rührung ohnmächtig werden, und Judenfeinden, die ihre Ressentiments hinter Sätzen wie "Einige meiner besten Freunde sind Juden..." verstecken.
Gleich am Anfang macht Polak seinen Lesern ein Angebot: "Lassen Sie uns ganz unverkrampft miteinander umgehen... Ich vergesse die Sache mit dem Holocaust – und Sie verzeihen uns Michel Friedman."
Wie bei jedem jüdischen Komiker ist auch Polaks literarischer Steinbruch sein Elternhaus. Mit vier Jahren wurde er noch "im Kinderwagen spazieren gefahren", seine Mutter hat mit 42 versucht, "das Abitur zu machen, nur damit sie in der Schule neben mir sitzen konnte". Sein Vater, der nach dem Krieg nach Papenburg zurück kehrte, war "ein lebendiges Mahnmal", daheim gab es nur Hühnchen mit Reis, ersatzweise Reis mit Hühnchen. Heute isst er am liebsten Käsespätzle, Semmelknödel und Leberwurst - und hört dabei gerne Wagner-Musik.
Und obwohl Bücher nicht sein Ding sind, hat ihm das Schreiben so viel Spaß gemacht, dass er schon ans nächste Buch denkt. Es soll "Thora reloaded" heißen.
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FAZ
Lasst uns das Judenspiel spielen
Er darf das, denn er ist selbst einer: Der Stand-up-Komiker Oliver Polak hat seine Vita zum Bühnenprogramm gemacht. Beim „Judenspiel“ nennt Polak die Namen Prominenter. Das Publikum muss rufen : „Jude“ oder „normal“. Es machen stets alle mit.
Oliver Polak kommt mit einem Getränk von Burger King ins Berliner Traditionslokal „Clärchens Ballhaus“. Auf dem Megabecher pappt ein Aufkleber: „Wieviele Juden bist Du?“ Die Sticker seien gerade erst fertig geworden, erzählt Polak. Aber nicht wegen des Spruchs habe er den Becher dabei. „Ich muss viel trinken.“ Wegen seines Gewichts sollten es aber eigentlich nicht so viele Milchshakes sein. Beim Ober bestellt Polak dann einen Riesling, lieblich. Ist diese Komposition noch Inszenierung oder authentisch schlechter Geschmack?
Oliver Polak ist Stand-up-Comedian. „Deutschlands einziger jüdischer Stand-up-Comedian“, wie die Zeitung „Jüdische Allgemeine“ titelte. Aber die Bezeichnung „jüdischer Komiker“ mag Polak nicht. Besser einfach nur Komiker. „Für mich bin ich selber das Thema. Das Jüdische ist nun mal Teil meiner Identität, den man nicht ausklammern kann und ausklammern will.“ Dieser Teil allerdings hat den Dreiunddreißigjährigen bekannt gemacht. Seine jüdische Vita, das Verhältnis zwischen Juden und Deutschen und der Holocaust sind die Säulen seiner Show „Jud süß sauer“. „Meine Damen und Herren, liebe Herrenrasse“, begrüßt er sein Publikum. Schäferhunde mit Waffen-SS-Mützen auf dem Kopf und Davidsternen an den Halsbändern dienen als Kulisse. Polak klotzt mit Klischees. Er selbst spricht von einer „Kunstform“, sieht sich „irgendwo zwischen Tokio Hotel und Rammstein“. Er sagt: „Es gibt eine Nachricht, aber die ist halt versteckt.“
„Was ist der Unterschied zwischen einem Pitbull und einer jüdischen Mutter? Der Pitbull lässt irgendwann wieder los”
Dafür ist Polaks Mutter omnipräsent. Muss gewöhnlich die Schwiegermutter für Witze herhalten, so ist es bei Polak die eigene. Kaum hat er bei „Clärchens“ auf einem der abgenutzten Holzstühle Platz genommen, da bedient er das Stereotyp der legendären „jiddischen Mamme“, die ihre Kinder niemals loslässt. „Hier kann man mit allen Leuten hingehen“, erklärt Polak die Wahl des traditionsreichen Tanzlokals für das Interview. „Selbst meine Mutter würde hier nicht auffallen.“ Was das jetzt über Frau Polak oder „Clärchens“ sagt, wird nicht so recht klar. Aber Mama taucht ständig auf. Selbst als Polak im Alter von 27 Jahren an Hodenkrebs erkrankte, war Mutter zur Stelle, um mit dem Chefarzt über die erforderliche Amputation des befallenen Hodens zu sprechen. Klingt nach komplex-komplizierter Mutter-Sohn-Beziehung. Aber Polak erklärt es so, dass es auch jeder Neonazi versteht: „Was ist der Unterschied zwischen einem Pitbull und einer jüdischen Mutter? Der Pitbull lässt irgendwann wieder los.“ Mit solcherlei Sprüchen, derben Scherzen und zuweilen auch in hintersinnig-doppelbödiger Manier bricht Oliver Polak das Tabu, Witze über Juden und den Holocaust zu machen. „Ich darf das, ich bin Jude“, heißt denn auch sein 2008 veröffentlichtes Comedy-Büchlein, das immerhin schon in der siebten Auflage erscheint.
Der Autor selbst erscheint an diesem Abend in „Clärchens Ballhaus“ so, wie man ihn von seinen Auftritten kennt: In Turnschuhen, Trainingshose mit ausgebeulten Taschen und schwarzem Kapuzenpulli unter dem Parka. Wenn Polak keine Jogginghosen trägt, dann Smoking. „Zum Beispiel zum Udo-Jürgens-Konzert.“ Womit wir schon wieder bei Mutter Polak wären. Sie ist nämlich Udo-Fan. Während der „Deinetwegen“-Tour in den achtziger Jahren durfte Oliver mit zum Konzert. Die größte Show für den Elfjährigen war, wie Mama bei der Zugabe versuchte, ihrem Idol Udo unter den verschwitzten weißen Bademantel zu gucken.
Auch Polak singt. Als sei ihm ein „deutscher Panzer über den Fuß gefahren“, sagt seine Mutter angeblich dazu. „Kommt, lasst uns alle Juden sein!“ heißt die schwülstige Schlagerparodie, zu der der Comedian Konfetti regnen lässt. Beim „Eurovision Song Contest“ würde er mit dem Lied gern antreten, plaudert Polak. Oder vielleicht erst mal bei Stefan Raab. „Das wäre auch eine coole Sache.“ Bei Raab war Polak in den neunziger Jahren Praktikant. Der Showmaster und Musikproduzent moderierte damals eine Sendung bei Viva in Köln. Viel Nettes hat Polak nicht über Raab und Viva zu sagen. In einem „Puff voller Stricher und Prostituierter“ sei er gelandet, schreibt er in seinem Buch über den Teenie-Sender. In Raabs Show habe er, Polak, den „Fußabtreter“ gespielt. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ lautete das Sprüchlein des Praktikanten Oliver. „Dann drückte Stefan mir noch eine Gemeinheit rein, und ich durfte wieder gehen.“ Als gruselig hat Polak auch die Zeit bei Sat.1 in Erinnerung, wo er in der Sketchsendung „Zack“ mitspielte. Damals lief alles schief in Polaks Leben, nicht nur beruflich, auch gesundheitlich und privat. Hoden weg, Freundin weg und drittklassige Comedysendungen, mit denen er dann den Therapeuten finanzierte.
Also beschloss er vor dreieinhalb Jahren, Stand-up zu machen. Nur wie? Er entschied sich für das Naheliegendste: „Guten Tag, ich bin Oliver Polak, ich komme aus Papenburg im Emsland, und ich bin Jude.“ Die eigene Person, die eigene Herkunft und Geschichte. Im Grunde das klassische Fundament für Comedy. Zurück zu den Ursprüngen. „Wenn Eddie Murphy auf die Bühne geht, dann thematisiert der ja auch seine Herkunft, in dem Fall, dass er schwarz ist.“
Polak kommt, wie gesagt, aus Papenburg. Vor dem Holocaust lebten in der niedersächsischen Kleinstadt zwanzig jüdische Familien. Nur einer kehrte nach dem Krieg zurück und blieb: Vater Polak. Munter erzählt der Komiker in seinem Buch von den Hosenträgern mit Comicmotiven, die sein Vater, Jahrgang 1925, trägt. Und von der Begeisterung des alten Herrn für Schüttelreime. „Mein Vater, der emsländische Eminem.“ Hinter dem Spott verbirgt sich aber offenbar tiefe Zuneigung. Sein Vater sei „sehr humorvoll“, sagt Polak. Schlicht und herzlich klingt das. Der Vater war in mehreren Arbeits- und Konzentrationslagern inhaftiert. Ein Teil der Familiengeschichte, den der Komiker schützt. Ja, sein Vater habe über die Zeit im KZ berichtet. Aber damit möchte Oliver Polak es eigentlich bewenden lassen. „Denn das ist ja seine Geschichte.“ Er werfe, ehrlich gesagt, die ganzen Namen der Konzentrationslager auch immer durcheinander, fügt er dann noch hinzu. Das klingt dem Komiker aber offenbar selbst zu flapsig. Natürlich könne er nachschauen, wo sein Vater überall inhaftiert gewesen sei, sagt Polak später.
Politik ist eigentlich nicht Polaks Thema, die überlässt er lieber den Kabarettisten
Da es in Papenburg keine anderen Juden außer den Polaks mehr gab, musste bei der Gestaltung jüdischen Familienlebens improvisiert werden. Nicht orthodox, konservativ oder jüdisch-liberal war das Elternhaus, sondern „einfach Polak“. Kein Wunder, dass Polak junior einen ziemlichen Kulturschock erlitt, als er in ein jüdisch-orthodoxes Internat in England verfrachtet wurde. Dort wurde der Komiker plötzlich auf paradoxe Weise mit Identitätsfragen konfrontiert. War er in Papenburg als Jude Außenseiter gewesen, so wurde er in England als böser deutscher Nazi beschimpft. „Das war dann wieder eine neue Variation der ganzen Problematik.“ Manchmal habe er sich gefragt: Was hättet ihr denn lieber - den Juden heute oder das verfickte Neonazi-Schwein?
Zum ersten Mal wirklich angekommen fühlte sich Polak dann in Köln. Am Rosenmontag war das. „Nur Spinner mit so roten Haaren und keiner unter 0,5 Promille - und das erste Mal fühlte ich mich nicht so als Außenseiter.“ Mittlerweile wirkt Polak manchmal bei Feiern und Veranstaltungen für jüdische Jugendliche mit. Aber als Vertreter des Judentums will er sich nicht vereinnahmen lassen. „Ich mach' das jetzt nicht gezielt für irgendeine Rasse.“ Auch sein Freundeskreis sei bunt gemischt: katholisch, evangelisch, Zeugen Jehovas, Scientologen und eben auch ein paar Juden.
Befremdlich findet Polak Vorwürfe, er nutze es aus, Jude zu sein. „Bei Mario Barth regt sich auch keiner auf, dass er über Mann und Frau redet.“
Polaks Paradenummer ist das „Judenspiel“. Dabei konfrontiert der Comedian die Zuschauer auf maliziöse Weise mit ihren eigenen Vorurteilen und Klischees. Polak nennt den Namen eines Prominenten, und das Publikum soll „Jude“ oder „normal“ rufen. Die Zuschauer spielten immer mit, sagt Polak. Aber zuweilen gibt's auch Spielverderber. Wie damals bei einem Auftritt in Bonn. „Irgendwann sprang jemand in der ersten Reihe auf und schrie, dass ich den Antisemitismus in Deutschland fördern würde.“ Später ging es nach der Show an der Bar weiter. „Dieselbe Person schrie dann, ob ich als Jude denken würde, dass ich was Besonderes wäre?“ Von den umstehenden Kollegen und Redakteuren habe dazu niemand etwas gesagt. Das sei schon „sehr seltsam“ gewesen. Polak ist empfindlicher, als sein bisweilen derber Humor vermuten lässt. Nur selten benutzt er die Vokabel Antisemitismus, aber es wird auch so deutlich, was er meint. „Das Wort Jude ist auf Schulhöfen wieder ein Schimpfwort geworden.“ Und in ostdeutschen Fußballstadien, in der zweiten oder dritten Liga, komme es vor, dass den Gegnern Fahnen mit der Aufschrift „Ihr Juden“ entgegengehalten würden. „Manchmal würde ich mir wünschen, dass die Bundesregierung da irgendwie ein bisschen stärker durchgreift.“ Stattdessen scheine es zuweilen so, als würden die Juden vorgeschickt, um sich selbst zu verteidigen - „und dann nachher noch mal einen in die Fresse zu kriegen“, sagt er mit ungewohnter Heftigkeit.
Politik ist eigentlich nicht Polaks Thema. Die überlässt er lieber den Kabarettisten, über die der Comedian sich mindestens so bissig äußert wie über den Stand-up-Kollegen Mario Barth. Anders als bei den Leuten vom Kabarett mit ihrer „links-okayen Haltung“ gebe es bei seinen Witzen keine Auflösung. „Das Denken übernehme ich nicht.“ Sein Humor richte sich „gegen alles“. Für sein zweites Buch hat Polak denn auch den martialischen Arbeitstitel „Tora reloaded“ gewählt. Was drin stehen wird? Der Comedian zögert, ziert sich. Schließlich sagt er: „Beim ersten Buch stand der Witz vor der Geschichte. Ich könnte mir vorstellen, dass es beim zweiten Buch so sein wird, dass die Geschichte vor dem Witz stehen wird.“ Das hat er bei früheren Gelegenheiten schon genauso gesagt. Überhaupt ist Polak ein Meister darin, in seine Antworten etliche Sprüche, Pointen und Gags aus seinem Repertoire zu packen. Auch in „Clärchens Ballhaus“ bot Oliver Polak an diesem Abend ziemlich viel Stand-up-Comedy.